himmelhöllener volxgazzette archiv

 

 Lesemappe

 

abgegriffen und vergilbt seit 2010

 

Nr. 6/12

Sonntag, 04.März 2012

LAUES LÜFTCHEN IM BÜRGERPARK

Halb Bremen war heute Mitttag wohl im Bürgerpark unterwegs. Kaum, dass der meteorologische Frühling angesagt ist, hält es den Bremer nicht mehr in seiner Winterstube. Mit Kind und Kegel geht es dann raus in den Bürgerpark. Die Zaubernuss blüht, und schon strömen von allen Seiten des Bürgerparks, von der Findorffer Seite, von der Schwachhausener Seite und vom Stern aus, die Bürger in ihren Park. Deshalb ist er ja vor 150 Jahren auch angelegt worden, und deshalb werden in jedem Jahr von Februar bis Mai die schrecklichen Bürgerpark-Tombola-Losbuden in die Innenstadt gestellt. Für diesen Moment offensichtlich, wenn das Blaue Band wieder flattert durch die Lüfte, und wenn aus den Gastroküchen altfettigriechende Ablüfte die herrliche frische Luft verdrängen. 

Und wer nicht alles unterwegs war: Bremer Altsenatoren mit ihren Gattinnen, ehemalige Bremer Jugendrichter in Begleitung ihrer gesamten bourgeoisen Großfamilie, eine völlig fertige Volksläuferin mit spindeldürren Beinen und  mit der Nr. 635 vorne dran, zwei händchenhaltende feminine Päärchen am Hirschgehege, Bentheimer Bunte Schweine in der Suhle, ein deprimierter Fussballspieler des ruhmreichen SV Werder Bremen beim privaten Lauftraining, ein ehemaliger Jugendgerichtshelfer und Norddeutscher Kriminologe samt Familienanhang und Ukulele, drei kichernde junge Bremer BürgerschaftsabgeordnetInnen von der Fraktion DIE GRÜNEN vor der geschlossenen Minigolf-Bude, eine verspätete Kohl-und-Pinkel-Fahrt (wahrscheinlich Studenten)mit Alkoholhandwagen und mit einem etwas verlodderten älteren Herrn mit langen grauen Haaren in ihrer Mitte (wahrscheinlich der Professor), die Leiterin der Bremer Gleichbehandlungsstelle Mensch/Tier Frau Dr. Selma von den Hollen mit drei freilaufenden Lassie-Hunden, jede Menge Radfahrerinnen und Radfahrer in hautengen mehr oder weniger geschmackvollen Radrennfahreranzügen, ein versprengter Wintersportler mit Langlaufskiern unter'm Arm sowie eine Gruppe von frustierten Jugendhelferinnen und Jugendhelfern, gerade zu Fuß zurückkehrend vom Uni-Sonntags-Kongress " Jugendhilfe unter Bedingungen spätkapitalistischer Verwertungsprozesse und frühbarocker unsozialer  Tarifsysteme". Dr.Hoppemann, der frühere Staatsrat im Jugendressort, fuhr herrschaftlich grüßend auf seinem Edelfahrrad an der Grupppe vorbei und rief ihnen noch freundlich zu: "Schönen Sonntag noch und nicht immer nur fordern, fordern, fordern - Auch mal an die Alten denken". Tja!

 

 

Nr.9/12

Sonntag 3.Juli 2012

DAS WÄRE BEI WILLEM NICHT VORGEKOMMEN

Über dieVerkrautung und Verwahrlosung von Gärten

Ein Beitrag von Gärtnermeister Erwin Püschke

Unser Willem Kaisen, der ja ursprünglich aus Hamburg stammte, und der als Bremer Bürgermeister der Nachkriegsjahre für den Wiederaufbau und die Wiederherstellung einer Demokratischen und Baulichen Ordnung in Bremen verantwortlich war, hätte das nicht durchgehen lassen: Die Verlotterung der Gartensitten in Bremen. Wurde in seiner eigenen kleinen Landwirtschaft in Borgfeld noch akkurat und rechtwinklig geharkt, gejätet, gesät und geerntet, so glauben doch heutzutage einige Land- und Gartenbesitzer, sie könnten der Gartenordnung zuwider tun und lassen, was sie wollen. Dieses gilt besonders für einige Reihenhausgartenbesitzer in den Vorstädten, die es offensichtlich nicht nötig haben, sich den ordentlichen Gepflogenheiten des Gartenwesens unterzuordnen. Da werden chaotische sogenannnte "Komposthaufen" angelegt, da werden wilde Margeritten ihrem natürlichen Wachstum überlassen, da wuchert das Schierlingskraut in die Höhe, da breitet sich das Indische Springkraut ungeheuerlich aus und schreckt auch nicht davor zurück, zum Nachbargarten rüberzuspringen. Brennesseln überall, oft werden sie direkt zu einer stinkenden, belästigenden Jauche direkt auf der Terrasse verarbeitet. Was sind denn das für Zustände? Bei Willem wäre das nicht erlaubt gewesen! Während wir ordentlichen Gärtner und Gartenbesitzer täglich damit befasst sind, unsere Natur in den Griff zu bekommen und mit schönen Holzbauwerken und Betonpflasterungen zu bestücken, lassen diese Gartenchaoten es auch nur an einem Mindestmaß an Toleranz und Respekt mangeln. Ich bin für die Einführung einer Kontrollbehörde, die ähnlich wie im Kleingartenwesen renitente und unbelehrbare Gartenbesitzer zur Ordnung ruft und notfalls sogar mit empfindlichen Bußgeldern und Strafen belegt. 

Erwin Püschke, Gärtnermeister

 

 

Nr. 12/12

Montag, 25.Juni 2012

NACHRICHTEN AUS DER VORSTADTPROVINZ

Fahrrad ohne Bremse

 

Mehr Polizeipräsenz fordern die Bürger der Vorstadt. Sie wehren sich gegen den vermehrten Abzug der Polizei aus der Vorstadt. Sie argumentieren, dass gerade gegen die Fahrradfahrer,die sich in der Vorstadt ohne Bremsen, ohne Beleuchtung, ohne Klingeln auf den Fahrradwegen und Straßen bewegen, mit größerer Polizeipräsenz vorgegangen werden müsse. Ermahnungen und Verwarnungen würden hier nichts helfen, es müsse hier , so die Bürgerinitiative, mit härteren polizeilichen Mitteln gegen die Rüpel vorgegangen werden. Notfalls müsse auch Polizeigewalt zur Anwendung kommen. Handschellen, Schlag in'n Nacken mit dem Knüppel, Fahrrad einkassieren!

Wild-Grill-Verbot am See aufgehoben

Jetzt sollen "Runde Tische"  und große Müllcontainer am See aufgestellt werden, damit die Wild-Grill-Erlebnisse am See noch schöner werden. Auch wird dazu aufgerufen, bei der Verwendung des Grillgutes darauf zu achten, dass ausschließlich "Wild aus der Region" auf das Grillfeuer kommt. So genannte "Grillscouts" helfen den Grillwilligen jetzt, die Verstecke der Hasen und Kitzen am See aufzuspüren und für einen gezielten Abschuss zu sorgen. Die Bürger vor Ort sollen jetzt für diese neuen Grillvergnügen am See sensibilisiert werden, so die Vertreterin der Grünen Ortsgruppe. Am 6.Juli findet am See eine Infoveranstaltung statt. Der Sprecher der Initiative wird direkt selber am Grill stehen und Hasen- und Rehkeulen bruzzeln.

Freizeitheim soll nicht Teil der Ganztagsschule werden, was für ein Unsinn!

In der Vorstadt sind Mittel für ein neues Jugendfreizeitheim freigesetzt worden. Bevor es realisiert wird, wollen die Vorstadtsprecher "Professionelle Planungsgruppen" einsetzen. Die Ober-Vorstadtsprecherin hofft, dass im Herbst vorzeigbare Planungsskizzen vorliegen. Das Deutsche Rote Kreuz soll hier die Federführung haben. Kritiker bezweifeln, dass die überhaupt Ahnung von Jugendförderung haben. Sie haben sich ja eher ein Profil in den Bereichen Kriegsheimkehrer, Blutspenden, Unfallnotdienst, Albert Schweitzer, Krankenhäuser, Altenheime und Kleiderspenden erworben - neuerdings tummeln sie sich in den Bereichen Kinder- und Jugendhilfe in Bremen. Wahrscheinlich gefördert durch einen ehemaligen Staatsrat im Sozial- und Jugendressort, der gleichzeitig im Vorstandsbeirat des DRK war. Seine Chefin war direkt vor ihrer unverhofften Senatorinnenberufung Geschäftsführerin des DRK. So ist Sozialpolitik in Bremen.  Über die Frage, ob es überhaupt noch Sinn macht, immer noch Jugendfreizeitheime nach dem amerikanischen Besatzungs-Muster der 50er Jahre nach dem 2.Weltkrieg zu errichten, macht sich, so glauben wir, weder in der Jugendbehörde noch beim Deutschen Roten Kreuz  irgendjemand Gedanken. Das ist doch alles Kalter Kaffee der Nachkriegszeit.       

 

 

 

Nr. 21/12

Mittwoch, 05.September 2012

Fellstein ermittelt - Neues aus Dunkelfeld 

JOSEF FELLSTEIN  

BRINGT DINGE AN DIE ÖFFENTLICHKEIT , DIE SONST NIRGENDWO ZU LESEN SIND

7  DUNKLE KAPITEL DES GEMEINWESENS   

Dunkelfeld, nicht irgendwo in Deutschland, sondern überall bei uns in Deutschland - in der Nachbarschaft, in den Vororten, in den Reihenhaussiedlungen und in den "Trabantenstädten", in den gut- und großbürgerlichen Quartieren - Dunkelfeld bin ich, Dunkelfeld bist du, Dunkelfeld ist in der Verwandtschaft und auch in den Behörden. 

Hier, nach meinen Dunkelfeldrecherchen, das Neueste aus Dunkelfeld:

  1.  In Dunkelfeld hat keiner der Bewohner ein Problem damit, wenn orientierungslose Jugendliche und Heranwachsende in Reih' und Glied in brauner oder schwarzer Kluft und mit Hakenkreuzbinden durch die Gemeinde marschieren und faschistische Lieder trällern - andere Dorfbewohner stehen dabei in Thor-Steinar-Kleidung am Straßenrand und nicken gefällig zu. Olaf Mankowski auf die Frage, was denn hier los sei: "Verpiss dich Jude, wir erobern gerade unser Vaterland zurück!"
  2. In Dunkelfeld gehört es zur Tradition, nur freitags oder samstags zu duschen oder  zu baden und die Unterwäsche zu wechseln. "Wir sind sparsam" - so Anni Glöbert -"wir sparen Wasser und Energie, eigentlich sollten wir grün sein".  "Ja, aber..." so der Interviewer...- "...was, ja aber, wir können hier doch wohl nicht nach jedem Schweinefüttern die Wäsche wechseln oder waschen, die Schweine sind doch schließlich auch die ganze Woche draußen" so Anni.
  3. In Dunkelfeld bleibt kein Auge trocken. Eine inzestiöse Witzerzählerkultur, die seit 100 Jahren von Generation zu Generation weiterverpflanzt wird, beherrscht jede, meist männliche Zusammenkunft im Dorf. Besonders lustig wird es, wenn die Frauen einmal mit in der Runde sitzen. Dann braucht nur ein männliches Witzstichwort zu fallen, wie z.B. Bettkante, oder Ritze, oder Melkerschemel - und schon brüllt der ganze Laden, einige krümmen sich vor Lachen am Boden in ihren eigenen Kotz- und Pisslachen. Die Frauen erfreuen sich derweil am Eierlikör. Lisbeth Lohmann: "Lass' sie doch, sie wollen doch nur ihren Spaß haben..."
  4. In Dunkelfeld fällt so mancher unbemerkt von der Staatsmacht und der Justiz einem Mord zum Opfer. Gift, Kissen, E 605, Anglerschnur und Insulinpumpe, sowie viele andere Mordinstrumente gehören zu jedem ordentlichen Haushalt in Dunkelfeld, damit für den Fall der Fälle schnell gehandelt werden kann. So sind in Dunkelfeld in den zurückliegenden 30 Jahren insgesamt 1.534 Bewohner und Bewohnerinnen gestorben - davon wurden allerdings nur 2 Morde festgestellt. Das ist zwar statistisch nicht ungewöhnlich, die Todesfälle können unter normalen menschlichen Umständen allerdings nicht alle normal sein!  Bürgermeister Helmut Abeln dazu: " Sicherlich, na klar,  ich will 'mal sagen, davon kann man ja ausgeh'n, wer gehen will oder muss, der geht, egal wie, na klar, Hauptsache weg!"
  5. In Dunkelfeld ist die häusliche Gewalt selbstverständlich allgegenwärtig. Die Frauen und die Kinder partizipieren am stärksten davon. Wenn die Dinge nicht so laufen, wie der Chef das will, dann gibt es eben welche. Marlis Habenack auf die Frage, weshalb sie sich das gefallen lasse: " Ich hab' ihm auch schon welche gegeben, wenn er besoffen auf dem Sofa beim Fernsehen eingeschlafen ist. Das ist aber gefährlich. Denn, wenn er besoffen ist, schlägt er nicht nur mich, sondern auch die Kinder. Von mir kriegen sie nur welche, wenn sie Mist gebaut haben. So'ne Tracht Prügel kann ja nicht schaden, da lernen die von". Das Dunkelfelder Jugendamt: "Uns ist von häuslicher Gewalt in Dunkelfeld nichts bekannt." Die Dunkelfelder Kirchenleitung: "Gott verteilt Liebe und Strafe gleichmäßig!"  Alles halb so wild!
  6. Die Dunkelfelder zahlen auch keine Steuern. Sie wickeln ihre Geschäfte bar cash ab, Rechnungen oder Quittungen oder Bankkonten existieren nicht in Dunkelfeld. Wenn die Dunkelfelder einmal einen großen Reibach machen, dann packen sie die Scheine in Aldi-Tüten und bringen sie in den dunklen Wald oder nach Lichtenstein. Sonst heißt es in Dunkelfeld: "Eine schmutzige Hand infiziert die andere". Arbeitsverhältnisse sind in Dunkelfeld nicht nötig, hier läuft alles über Nachbarschaftshilfe und gemeinnützige Unterstützung. Egal, ob die Nachbarn von gegenüber mal eben rüberkommen zum Helfen, oder ob die Nachbarn mal eben kurz von Polen, Bulgarien, Russland oder von den Philippinen anreisen. Da machen die Dunkelfelder keine Unterschiede, hier ist alles multikulti - selbst ihre Wohnungen teilen die Dunkelfelder mit ihren Unterstützern. Sozial, oder?
  7. In Dunkelfeld wird geklaut, dass sich die Balken biegen. Alles, was nicht nietundnagelfest ist, wird mitgenommen. Nicht nur in den Geschäften, nein auch draußen. Fahrräder, Autos, Mopeds, Handwagen, Gartengeräte, die Wurst auf dem Grill - nichts ist sicher. Gut, die Dunkelfelder, die bei ihren Beutestreifzügen von den Dunkelfelder Polizisten erwischt werden, die haben dann leider Pech gehabt, ober sie haben sich blöd angestellt. Dann werden sie eben auch einer gerechten Bestrafung zugeführt. Aber die anderen 99% der Dunkelfelder können unbesorgt ihrem Drang nach fremden beweglichen Sachen weiter fröhnen. Auch können sie weiterhin betrügen, körperverletzten, Strom anzapfen, ihre Omas quälen und rassistische Sprüche gegen ihre Nachbarn mit Migrationshintergrund loslassen. In Dunkelfeld alles kein Problem. Auch nicht die massenhaften Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung. Was soll hier z.B. schon 30 heißen in Dunkelfeld. Die Dunkelfelder interpretieren das so wie Martin Sprengler: "Ich verstehe das Schild so, dass man ab 30 voll reintreten soll in die Pedale, damit man schnell durchkommt durch die enge Straße, damit die Kinder dann wieder auf der Straße spielen können!" Die Dunkelfelder verstehen die StVO generell so: Je größer der Wagen, desto schneller darfst du fahren!
  8. Josef Fellstein

 

 

 

13/31

Dienstag 09.April 2013

FRIEDE DEN HÜTTEN...KRIEG DEN PALÄSTEN

eine Frühlingserweckung von Georg B. und Friedrich Ludwig. W.

 

Es ist hier noch einmal die Frage zu wiederholen, die wir bereits vor 170 Jahren im Hessischen Landboten gestellt haben: Sind unsere Kleingärtner und Heimwerker wohl am fünften statt am sechsten Tage geschaffen worden und demzufolge den Tieren zuzurechnen? Nach einer langen Zeit der Recherche kommen wir zu der Erkenntnis, dass auch die Bauern und die Handwerker, die Reihenhausgärtner und die Hornbacher, die Parzellisten und die Ottersberger der menschlichen Schöpfung zuzuordnen sind, also wohl am sechsten Tage, am Samstag, das Licht des Weltgeschehens erblickt haben müssen. Alles andere wäre ja auch Unsinn, zumal die 5-Tage-Woche es ja gar nicht zuließe, dass schon am Freitag tierisch rangeklotzt würde. Gut, in Ausnahmefällen erleben wir auch hier frühzeitige Heimkehr vom Arbeitsplatze, teilweise ja bereits am frühen Donnerstagnachmittag, an dem Tag, für den die Schöpfung ja wohl nicht Fisch und nicht Fleisch vorgesehen hat, sondern nur Wasser und Brot, vielleicht noch hartgekochte Eier. Kurz und gut: wir kommen zu dem Ergebnis, dass die besagte Spezies durchaus der Menschlichen Schöpfungsgattung zuzuordnen ist und darüber hinaus heutzutage auch noch eine völlig neue Rolle in der gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit der Obrigkeit – also mit den Instanzen, die wir früher „Fürsten und Vornehme“ nannten – einnimmt. Die Dringlichkeit einer Revolution und die Organisation eines Aufstandes gegen die Obrigkeit und gegen die Staatsordnung in der Norddeutschen Tiefebene sehen wir heute im Gegensatz zu den Gegebenheiten im Großherzogtum Hessen—Darmstadt Anfang des 19.Jahrhunderts heute überhaupt nicht mehr. Der Schlachtruf: „Friede den Hütten, Krieg den Palästen“ hat nach unserer Auffassung am Anfang des 21.Jahrhunderts nunmehr endgültig ausgedient. Es hat sich nach unseren Recherchen im Laufe der Jahrhunderte ja geradezu umgekehrt: Nicht mehr die Obrigkeit baut sich leuchtende und glamouröse Paläste, sondern es sind die tatsächlich am sechsten Tage entstandenen Geschöpfe der Bauern, Handwerker, Reihenhausgärtner, Hornbacher, Parzellisten und Ottersberger, die sich diese wunderbaren Gartenpaläste in ihre Refugien stellen, diese mit leuchtenden Farben anstreichen, damit sie in demokratischer Weise, die wir vor 170 Jahren ja noch gar nicht kannten, von jedermann betrachtet und bestaunt werden können. Und so freuen wir uns doch alle, wenn Mitte April sich letzte ohnmächtige Schauer körnigen Eises aus unseren Reihenhausgärten verziehen, und wenn unsere Paläste im ersten Frühlingssonnenlichte erstrahlen. Und dann kommen auch die Menschen, die Erbauer dieser demokratischen Paläste, hervor, um die Werkzeuge aus denselben herauszuholen, um alles herauszuputzen im Refugium. Und dann läuft wieder der Frühlingswind durch die kahlen Alleen. Und dann putzen sich die Menschen, die Geschöpfe des 6.Schöpfungstages, farbenfroh heraus und frühstücken beim ersten Frühlingssonnenstrahle auf den Terrassen unter Ahorn und Rodendro. So ist dann der Frühling erwecket, und jegliche Revolution ist verrecket.

 

HIRSCH & PIRSCH  --  Berichte aus den Bremischen und Umländischen Denk- und Handlungsprovinzen. Erlegtes. Erwürgtes. Verschissenes. Gehörntes. Geweihtes.

 

 

 

17.März 2010

2 Rollen Absperrband in Bremen gefunden,

oder: Honigpumpe am Arbeitsplatz

Von unserer Kunstredakteurin Katharina Loewe

 

Plötzlich lagen sie vor mir. 2 niegelnagelneue Rollen rot-weißes Absperrband, in Höhe Osterdeich / Altenwall. Nun kann man fragen: Ja, und? Was interessieren 2 Rollen Absperrband? Wird wohl jemand verloren haben! So einfach wollte ich mir die Sache aber nicht machen, zumal mir spontan einfiel, dass rot-weißes Absperrband ja wohl eine enorme gesellschaftliche und kulturelle Bedeutung hat.

Welcher Schaden könnte möglicherweise entstehen, wenn ich die beiden Rollen einfach liegen lasse und sie nicht als Fundsache melde, so ging es mir durch den Kopf. Also griff ich mir die Fundstücke und verstaute sie erst einmal in meinem Rucksack mit der großen Wolfstatze drauf – nicht um sie mir heimlich anzueignen, sondern um zu Hause in Ruhe darüber nachzudenken, wie ich mit den Dingern weiter verfahren will. Gesagt, getan. In meiner Single-Wohn- Küche legte ich die beiden Schmuckstücke auf den Wohnküchentisch und betrachtete sie still und kontemplativ. Sofort erfüllten mich die beiden Rollen mit sehr assoziativen Bildern. Dieses Rot und dieses Weiß in unterschiedlich zusammen gelegten Positionen erzeugt in der Tat heftige Farbphantasien, und nicht nur diese. Wie würde es sein, wenn sie nun auch noch ausgepackt und ausgerollt vor mir lägen – wäre die Sinnlichkeit dann nicht noch um ein Weiteres gesteigert. Ich musste mich sehr beherrschen, es nicht zu tun. Nun erinnerte ich mich wieder an meine sozialen und gesellschaftlichen Verpflichtungen als Finderin von Fundstücken. Du musst die Bänder abgeben, so disziplinierte ich mich selbst. Nur wo, bei wem? Ich rief, nachdem ich die Telefonnummer in dem roten Bremer Behördentelefonbuch, das ich kurzfristig meiner Bekannten Claudia ausgeliehen hatte (nach 8 Monaten hatte sie es mir zurück gegeben), gefunden hatte, noch von meinem Wohnküchentisch aus mit meinem mobilen Telefon beim Fundamt an und meldete die Fundsache. Hier wurde ich allerdings in sehr unästhetischer, verständnisloser Weise abgefertigt. Ich könne die Rollen ja vorbei bringen, „wir legen die dann in der Kammer Kleinfunde ab, wo die Sachen jahrelang nicht abgeholt werden“. Ob es nicht besser sei, so die Fundbeamtin, die „Plastikdinger“, wie sie die Bänder respektlos nannte, einfach in den gelben Sack zu packen und von der Abfuhr mitnehmen zu lassen. Eine andere Möglichkeit sei, dass ich eigene Ermittlungen aufnehme bei relevanten Absperrbandnutzern. Sie nannte als mögliche Adressen: Polizei, Parkplätze (z.B. Weser-Stadion), Baustellen und andere schnöde Adressen. Ich beendete das schnöde Amtgespräch mit den Worten: ja, ja, will mal sehen. Und dabei schoss mir wie eine göttliche Eingebung in den Kopf, dass wir in Bremen doch einen Rot-Weißes-Absperrband-Künstler unser eigen nennen können. Jetzt sah ich die Events des Künstlers wieder vor mir – ich hatte sogar vor Jahren in dieser Zeitung darüber geschrieben. Nur sein Name wollte mir so schnell nicht ins Gedächtnis kommen, obwohl ich doch für mich in Anspruch nehmen kann, die Kunstszene hier in Bremen einigermaßen gut zu kennen. Gab es nicht irgendein besonders äußeres Kennzeichen, das mir die Namensfindung erleichtern könnte. Nein, lange grübelte ich, mir erschien nichts. Dann am nächsten Morgen der persönliche Aha-Effekt: Fahrrad, Mütze, Aktentasche, Jackett. Ich rief ihn sofort an. Kann schon sein, dass ich die Dinger verloren habe, so sein Reflex – wahrscheinlich auf dem Weg Baustelle Weser-Stadion zurück mit dem Fahrrad auf dem Osterdeich in mein Heimatdorf. Er habe an der Ampel Altenwall scharf bremsen müssen, weil gerade der Bus mit der Marine-Kapelle aus Wilhelmshaven vorbei fuhr. Dabei seien ihm die Rollen wohl aus der offenen Gepäcktasche gehüpft. Er habe den Verlust gar nicht bemerkt, weil er inzwischen so viele Rollen zu Hause lagerte, da käme es auf ein oder zwei nicht an. Ich solle doch selbst damit etwas Künstlerisches machen. Denn schließlich habe Josef Beuys schon gesagt: Alles ist Kunst, sogar die Honigpumpe am Arbeitsplatz. Bitte?

 

 

 

Mittwoch 10. November 2010

MARIZA VERZAUBERT IN LEVERKUSEN

Katharina Loewe berichtet von den Leverkusener Jazztagen

Oh, gente da minha terra

Zum erst Mal in meinem Leben reise ich nach Leverkusen. Leverkusen, was dachte ich immer dabei? Eigentlich immer nur: Bayer Leverkusen, Aspirin. Oder: Bayer Leverkusen, Rudi Völler und Rainer Calmund. Leverkusen, das stand bisher auch immer für: Vorsicht an Gleis 5 oder Vorsicht an Gleis 2, Schnelldurchfahrt eines Fernzuges. Auf den Fahrten nach Köln oder weiter in den Süden immer volles Tempo mit dem ICE oder dem IC durchgerauscht. Im Blick zurück blieben immer die riesigen Straßenbeleuchtungen für das Autobahnkreuz, die Flutlichtmasten für das Stadion und dieses überdimensionale Bayerkreuz vor den Bayerwerken.

Nun also bin ich nach dem Umsteigen in Düsseldorf ausgestiegen in Leverkusen. Mein Ziel: die 31. Leverkusener Jazztage und der Auftritt der inzwischen zur Portugiesischen Nationalheiligen gewordenen Sängerin Mariza, der legitimen Nachfolgerin der legendären Amalia Rodrigues. Und tatsächlich: schon kurz nach dem Aussteigen aus der S6 wieder dieser Warnruf durch die Lautsprecher des kleinen Leverkusener Bahnhofs. Vorsicht an Gleis 5, Schnelldurchfahrt eines Fernzuges. Und schon rauscht wie ein Pfeil der nächste ICE nach Köln durch. Also, ich war  abgestiegen in der tiefsten Rheinischen Provinz. Mein Fußweg durch die „Innenstadt“ vom Bahnhof zu meinem Hotel bestätigte den Provinzeindruck. Nichts städtisch Gewachsenes, alles neu und künstlich, irgendwie ohne Charme, ohne Flair. Ganz Leverkusen eine künstliche Einkaufsstadt, nicht viel anders als andere deutsche Provinzstädte. Eine Einschränkung: Der Italiener, bei dem ich nach meinem Hotelbezug aß, Mille Lire, mitten drin in dieser Einkaufsstadt, große Klasse. Mein Herausgeber würde urteilen: mindestens 6 von 7 möglichen Gummiadlern. Aber wir wollen hier ja nicht über Gummiadler reflektieren, sondern über die Jazztage und über Mariza.

Wie passt das zusammen: Jazztage und Portugiesischer Fadogesang? Ganz einfach: Die Leverkusener Jazztage, die seit 30 Jahren von einem eifrigen Verein, von vielen potenten Sponsoren – natürlich unter anderen auch Bayer – und dem WDR, der alles aufzeichnet, in dieser Rheinischen Kleinstadt veranstaltet werden, stellen die 10 Jazztage, die immer im November stattfinden, jedes Jahr unter ein anderes Thema. In diesem Jahr stand die Gitarre im Mittelpunkt. Und wer die Musik von Mariza kennt, der weiß natürlich sofort, dass neben der grandiosen Stimme die wunderbaren Portugiesischen Gitarren die Schönheit dieser Musik ausmachen. So traten dann am Tag vor dem Auftritt von Mariza, also an meinem Ankunftstag in Leverkusen, die ehemaligen und vielleicht ja auch noch jetzigen Gitarrengötter Paco di Lucia & Band sowie Al Di Meola & Band im Forum Leverkusen, dem Veranstaltungsort, auf. Bereits hier konnte ich beobachten, dass die Konzertbesucher aus allen Teilen des Westens nach Leverkusen anreisen, sogar Nummernschilder aus Holland, Belgien und Frankreich waren zu sehen!

Das Forum Leverkusen. Offensichtlich auch ein Ding von Bayer. Ein schwarzer Rundbau direkt an der Autobahn und an der Bahnstrecke. Direkt nebenan das Hotel Best Western, in dem ich gewohnt habe für zwei Nächte. Über dieses Hotel hätte ich einen eigenen Bericht anfertigen können, will darauf aber verzichten zu Gunsten des freundlichen und bemühten Rezeptionsmitarbeiters, der mittags dort war, der abends dort war, und der am nächsten Morgen wieder da war. Auf jeden Fall bin ich heil wieder herausgekommen aus dem Hotel und hatte sogar noch das Vergnügen, am Abreisetag der Künstlerin, die auch in dem „Hotel“ wohnte, am  Frühstücksbufett zu begegnen.  Kommen wir zurück zum Forum Leverkusen. Dieser Mehrzweckbau, in dem auch die Leverkusener VHS und weitere Einrichtungen untergebracht sind, ist ein tolles Konzertgebäude. Im Zentrum ein unbestuhltes Terrassenforum, in dem die Hauptkonzerte stattfinden, daneben mehrere kleine Clubräume für kleinere Events.

Im Forumssaal auch Gastronomie, alles was das Herz begehrt. Von einer geordneten Konzertorganisation, sagen wir einmal: wie in der Bremer Glocke,  kann hier nicht die Rede sein. Vorne die hochprofessionelle Bühne, dann terrassenartig Stehplätze für ca. 2000 Besucher, hinten und seitlich: Sekt, Bier, Wein, Brezel und Brötchen.  Alles läuft durcheinander, alles quatscht durcheinander, alles fließt, alles ist in Bewegung. Wie soll hier ein Konzert eines Weltstars ordentlich ablaufen?

Dafür sorgt die Künstlerin selbst. Nach dem Vorkonzert von Carmen Souza von den Kapverdischen Inseln, jetzt Mariza. Sie zieht sofort alle Blicke und alle Aufmerksamkeit auf sich allein durch ihren Auftritt. Eine kleine, schmächtige Frau, die sich auf hohe Plateauschuhe stellt und sich in weite Kleider hüllt. Die Haare kurz geschnitten und lockig blond gefärbt. Die ersten Töne, die sie durch die hervorragende Tontechnik in das Forum hinüber, herunter, hinein singt, fesseln alle sofort. Die Gitarrenklänge ihrer drei Spitzengitarristen untermalen von Anfang an mit diffiziler Intensität den unvergleichlichen Gesang dieser Sängerin.  Alle, wie ich, die ihre letzte CD in- und auswendig kennen, waren sofort ergriffen von den Liedern. In den ersten Reihen standen offensichtlich viele junge Portugiesinnen und Portugiesen, die sofort auf Portugiesisch mit ihrem Heiligtum kommunizierten. Es fehlte eigentlich nur noch die Nationalflagge, und alles wäre gewesen wie bei dem großen Konzert vor einigen Jahren im Nationalpark von Lissabon. Über zwei Stunden wunderbare Musik, perfekt vorgetragen mit großem technischen Aufwand, wohl eine Notwendigkeit bei Fernsehaufzeichnungen.  Alles ist demnächst im WDR zu sehen. Ich werde es mir sicherlich anschauen, ich kann von dieser „Volksmusik“ nicht genug bekommen. Ich könnte nach diesem Konzerterlebnis doch glatt zur Portugiesin werden und demnächst mitsingen, wenn es von Mariza wieder heißt: „ Oh, gente da minha terra“ (Oh, Menschen meines Landes“). 

 

 

 

5/11

Montag 24.Januar 2011

KOMPONISTEN OHNE KOPF UND DIE AMERIKANISCHE OPER 

wie Krach zu Musik wird

Axel Brüggemann erklärt es

"Schon das Urzeitbaby hat wahrscheinlich genauso nach seiner Ma-ma gerufen wie wir alle. Wenn Menschen Namen rufen, tun sie das nämlich meist mit den gleichen Tönen. Wenn du auf dem Schulhof Pe-ter oder Ma-rie schreist, benutzt du automatisch den gleichen Tonabstand zwischen den einzelnen Silben. In der Sprache der Musik nennt man den Abstand zwischen zwei Tönen Intervall."  (A.Brüggemann)

Der Buchbesprecher hat schon beim Anfassen des Buches und beim ersten Durchblättern einen guten Eindruck von dem Buch. Die Einbanddeckel sind sehr stabil, ja fast hart. Sie sollen ja auch wohl mehrere nächste Generationen durch wechselnde Schülerhände gehen. Innen schönes Papier mit gutem Zeilenabstand und lustigen graphischen Auflockerungen. Genau richtig gemacht für die Augen von Kindern und Jugendlichen. Ja, es ist ein Lehrbuch, ein Musikgeschichtsbuch für Musikschülerinnen und Musikschüler. Liebevoll gemacht und mit einer kind- und jugendgerechten Sprache. Der erwachsene Musiklaie denkt sofort: ach hätte es doch früher in der Mittelschule Achim so ein wunderbares Buch gegeben, dann hätte Wilhelm Petersen in seinem primbesudelten Anzug mit der Geige in der Hand beim Einstudieren von Das Wandern Ist Des Müllers Lust nicht immer rufen müssen: Uli, du brummst, hör' auf zu singen - oder raus! Auch denkt der Musikdilletant sofort beim Queranschauen des Buches: ach, so war das mit der Entwicklung der Musik in den letzten Jahrhunderten. Der Dilletant ist ja ein heimlicher Musikliebhaber, ja fast ein Romantiker der Musik, denn bei schönen Melodien, die ihm gefallen - egal, ob Rock, Klassik, Indipendent, Fado  oder Blasmusik von La Brassbanda - kommen ihm die Tränen. Ist das nicht furchtbar?  Und hier in diesem Buch wird das nun alles erklärt. Die Emotionen der Musik, die Techniken, die Kommerzialisierungen, die Künstler, das Studium und das Üben, Üben, Üben. Also, das Buch ist schön und der Musiklaie hier, auch der erwachsene, wird beim Lesen noch einmal zum Musikschüler. Das wird ihm auch verwandtschaftlich bei den nächsten Familientreffen weiterhelfen. Denn nach dem kompletten Studium des Buches wird er sicherlich mit der Schwägerin Nr.1, einer Opernsängerin, Kirchenmusikerin (im ländlichen Hemelingen), Hochschullehrerin für Musik und Chorleiterin besser und schlauer musiktheoretisch smalltalken können. Auch wird er vor der Schwägerin Nr. 2, einer äußerst aktiven Klavierlehrerin (im ländlichen Ottersberg)  nicht mehr so blöd dastehen, wenn es um Liszt und Chopin geht. Wer von den beiden hatte denn nun was mit George Sands auf Mallorca? Ich muß noch einmal nachschlagen bei Axel B. Und zu guter Letzt werde ich nach der Lektüre des Buches nun auch meinem Schwager Nr.1, einem Konzertgitarristen und Musiklehrer an der Waldorfschule ( im ländlichen Osterholz-Tenever) Paroli bieten können, wenn er mir verklüsern will, dass Cervantes einer der größten Flamenco-Gitarristen  des Spanischen Königreiches  war. Nun gut, bei anderer Gelegenheit auf einem anderen Sender (fängt mit einem kleinen f an) wurde vom Musiklaien ja bereits die Frage gestellt, ob die unterpriveligierten und unterversorgten  Jungs und Mädels, die jetzt ja von Uschi von der Leyen demnächst alle Musik und Sport verordnet und bezahlt bekommen sollen, mit diesem Buch auch etwas anfangen können. Der Laie sagt: in Einzelfällen sicher, für die Jugendlichen aus diesem gesellschaftlichen Armuts-Spektrum, die mit Musik und Kultur in Berührung gekommen sind. Der Großteil dieser Gruppe allerdings, lieber Axel, der den Zugang zu Büchern bisher überhaupt noch nicht gelernt hat; der nicht weiß, wie er den Monat existenziell überstehen soll, wie es in der Zukunft weitergehen soll - dieser Großteil der armen Kinder und Jugendlichen (und Bremen liegt hier im Gegensatz zu Pisa ganz oben an der Spitze) wird sich wohl kaum für dieses schöne Buch interessieren lassen. Schade, aber das ist die gesellschaftliche Wahrheit bei uns! Der musikalische Laie und Dilletant wird wohl das Buch eher seiner Schwipp-Verwandtschaft empfehlen, damit sie es selber lesen und damit sie es ihren Schülern weiterempfehlen können, und damit die Kunst, die Musik und die Kultur in diesen teils heiteren und teils finsteren Zeiten nicht untergehen!

Uli Pelz  (aus dem ländlichen Pusdorf)

 

 

11/11

Dienstag 08. Februar 2011

ALTE KAISER

Konstantin Wecker zu den Ereignissen in Ägypten

 

heute auf facebookgypten

Ja, es ist soweit. Darauf haben wir lange gewartet. Endlich einmal wieder schöne Volksaufstände überall. Seit 89, dem "Wir sind das Volk" in der ehemaligen Sowjetischen Besatzungszone, mussten wir schmachten und uns mit Liebesliedern, Kinderopern, belanglosen Filmmusiken und Operetten über Wasser halten. Jetzt können wir wieder revolu...tionär loslegen, die alten Kaiser herausholen und neue Kampflieder für das ägyptische, tunesische, jemenitische, algerische Volk trällern. Und hoffentlich bald auch für den gesamten Rest des arabischen und afrikanischen Teils der Erde. Darauf haben diese Menschen doch nur gewartet, dass wir Ihnen in ihrem Freiheitsdrang mit unseren Liedern unter die Arme greifen! Oder? Oder sollten wir vielleicht die Finger davon lassen? Haben die nicht ihre eigenen Lieder dort, wo sie auf die Straße gehen? Haben die möglicherweise ncht sogar intelligente Lyriker und Schriftsteller, Kulturschaffende - Menschen, die ihre eigenen Freiheitstexte und Freiheitslieder herstellen können?

Ulrich Pelz

 

heute auf facebook

Konstantin Wecker

(ÄGYPTEN & WIR)
Liebe Freunde!
Hier meine Notizen zu den großartigen Ereignissen in Ägypten, speziell dazu, was das eigentlich mit uns im Westen zu tun hat. Währenddessen wird in Kairo schon wieder massenhaft demonstriert! Ich hoffe, die Leute machen weiter, bis Mubarak endlich weg ist - und... wir machen bald mit!
Servus, Euer Konstantin
Mehr anzeigen

Konstantin Wecker

wecker.de

 

 

 

Nr.24/12

Dienstag 20.November 2012

BUSS- UND BETTAG 2012

Morgen ist Buß- und Bettag. Wir haben bereits die Liste unserer 7 Untaten eingereicht und hoffen auf die Absolution. Hier unser Sündenregister:
1. Den glorreichen Heimwerker- und Selbstbauaktivitäten der männlichen Nachbarn nicht genügend Beachtung und Lob geschenkt
2. Den ärztlichen Hinweisen zuwider zu wenig Fahrrad gefahren und zu wenig Nordic Walking mit Stöcken hinterherziehen betrieben. Stattdessen zu fett gegessen!
3. Die Bemühungen der Bremer GRÜNEN um eine fahrradgerechte Stadt verächtlich gemacht und nie an der Fahrradzählstation vorbeigefahren. Auch die Ponykarussells nicht boykottiert, was uns nachträglich noch leid tut, da inzwischen ein Pony tot ist.
4. Einer amtsgerichtlich bestellten Betreuerin für eine pflegebedürftige ältere, demente Dame nicht den ausreichenden Respekt gegenübergebracht und keinerlei eigene Verantwortung übernommen. Stattdessen nur respektlose Bemerkungen und Kommentare!
5. Die Resolution der IWG Woltmershausen gegen die Schließung von Polizeirevieren in Bremen nicht unterschrieben mit der Begründung, dass die Menge von Polizeirevieren keinen Einfluss auf die Menge von Straftaten habe. Auch den Zusatz: "Wir wollen ja schließlich nicht in einem Polizeistaat leben" hätten wir uns durchaus ersparen können!
6. Sozialdemokratischen Ortsamtsleitern, Beiratsmitgliedern und Abgeordneten wegen ihrer Auftritte in den Sozialen Netzwerken kritisch gegenübergestanden. Wir haben dabei leider die Regel missachtet, dass Sozialdemokraten in Bremen machen können, was sie wollen - und sei es sexistisch oder rassistisch im Internet posten!
7. Bereits nach Ablauf der Saison 2011/2012 für eine Veränderung des Managements beim glorreichen Sportverein Werder Bremen plädiert. Und was ist dabei herausgekommen: Arnautovic, Elias, Allofs...Wir schämen uns und bitten um Vergebung!

 

 

Der Wiedehopf

Literatur. Texte. Prosa. Lyrik. AurorInnen. Besprechungen. Ankündigungen. Berichte.

 

 

Sonntag 26. September 2010

F&U am Sonntag

HEIERMANN VON DER LEYERMANN

Oh, kuck mal an, doch soviel!

Meldung von heute: Die Regierungskoalition will die  Hartz-IV-Regelsätze um üppige 5 € erhöhen!  Die Sätze für Kinder werden nicht erhöht!

Jetzt kommt es ganz Dicke für die Hartz-IV-Bezieher und Bezieherinnen. 5 € mehr im Monat! Der reine Luxus! Was sie sich davon alles zusätzlich leisten können, hat einmal unser Armutsredakteur aufgelistet:

5 x Pissengehen auf der Bahnhofstoilette

oder

5 x 1 Hamburger einfach bei McDonalds

oder

5 x Dosensuppe 1 Portion ohne Fleischeinlage

oder

5 x Bildzeitung

oder

5 x Einkaufen in der Abteilung "Alles 1 Euro"

oder

5 x einem Bettler in der Stadt "'ne Mark geben"

oder

5 x günstig in der Teestube der Straffälligenhilfe  essen

oder

5 x Telefonieren mit den Kindern

oder

5 x die Heizung kurzfristig ein wenig höher einstellen

oder

5 x 1 Reihe Lotto spielen

 

Ist das denn nix?

 

 

 

Dienstag 05. Oktober 2010

Aus der Reihe: Unvergessen

Heute vor 7 Jahren: Oktober 2003

eine Serie von Josef Fellstein

OKTOBER 2003 - DER MONAT DES ARNOLD

 

Irgendwo in Deutschland im Jahre 2003, Oktober.

Unser Arnold hatte es in seiner beruflichen Laufbahn weit gebracht. Das richtige Parteibuch im Jackett brachte er es als Jurist für Baurecht in dem Ländle seiner Wahl, er kam sicherlich wie viele andere politische Zuwanderer auch aus Ostwestfalen ins Ländle, zum Staatsrat für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales. Als Vertreter der jeweiligen Senatorin, mal war es Hilde, die leider tragisch verunglückte, mal war es Karin, die selber ein Unglück war, hatte er somit viel zu tun und viel zu entscheiden.

So kam es vor, dass er beispielsweise morgens noch mit seiner Marionette, der von ihm eingesetzten Chefin der arbeit gmbh, bei einer schönen Tasse Bohnenkaffee die Strategien zur Begünstigung ausgewählter Arbeitsförderungsprojekte im Ländle besprach, dann gegen Mittag zum Empfang der halbstaatlichen Heimstiftung anläßlich der Eröffnung des 121. Stiftungsdorfes eilen musste, um dort den einen oder anderen Happen vom Büfett zu erwischen - und um schließlich am Nachmittag mit dem von ihm eingestellten und, wie sich später herausstellte,  untreuen Verwaltungsdirektor der Krankenanstalten darüber nachzudenken, wie die Krankenzimmer mit unnützem teuren Mobiliar ausgestattet werden können.

Leider wusste Arnold zu dem damaligen Zeitpunkt, Oktober 2003, noch nicht, dass er von dem Verwaltungsdirektor in den gleichen Momenten, in denen er eisige Streichkonzerte für die Institutionen der Jugend- und Sozialhilfe dirigierte, von oben bis unten beschissen wurde. Oder wußte er es etwa doch schon? Gab's da schon was?

Den Jugendamtsleiter degradierte er nicht erst im Oktober 2003 zum Sparkommisar, der sein Unwesen dann auch gnadenlos auf seine Abteilungen und Mitarbeiter herunterprügelte - alles mit Arnolds Zustimmung. Die Ergebnisse dieser Kinder- und Jugendhilfe wurden einige Jahre später - es war wohl wieder Oktober - dramatisch im Ländle öffentlich. So dramatisch, dass dann endlich auch Arnold und Karin ihre Hüte nehmen mussten. 

Und im Oktober 2003, um darauf zurück zu kommen, in dem Monat also, hatte Arnold wohl soviel um die Ohren in den höheren Sphären seines Machtapparates, dass die drei Gespräche im Laufe des Oktober 2003 mit dem Sozialverein, der wegen einer unausgewogenen und unzureichenden Förderung durch die Arnold'sche Zentrale in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten war, ihm quasi am Machtarsch vorbei gegangen sind. Im Monat Oktober 2003 ließ Arnold den Sozialverein eiskalt in die Insolvenz stolpern, um, wie man später hörte, den Trägermarkt um ein weiteres Opfer zu bereinigen.

Das war eine große Leistung von Arnold im Oktober 2003, die sich allerdings relativierte durch die Tatsache, dass alles auch hätte ganz anders gelöst werden können, zum Beispiel mit einer Arnold'schen Bürgschaft (hätte ja nicht HREmäßig sein müssen!)  - zumal die Tätigkeiten des Sozialvereins später mit fast dem gleichen Personal in anderer Trägerform bis heute fortgesetzt wurden.

Ins Arnold'sche Gras beißen musste lediglich ein so genannter Geschäftsführer, der dann später von Spürmann dem Volltrecker, der wiederum eng zusammenarbeitete mit der verräterischen Barbara und dem geizigen Pfau, nach 24 Jahren und 11 Monaten Sozialdienst für den Sozialverein und für das Sozialländle in die Arbeitslosigkeit geschickt wurde.

Der Oktober 2003 - das war ein bedeutender Monat für unseren Arnold und für alle anderen Hohlkreuzlerinnen und Schisshäsinnen im hanseatischen Ländle. 

 

 

ei ZEIT 2011
Nun ist es wieder so weit
. Ostern naht und die Eier haben Konjunktur. Nach dem langen Winter warten die Gewächse in den Vorgärten direkt darauf, mit allerlei buntem  Eiwerk behängt zu werden. Egal, ob Nordmanntanne, Korkenzieherhaselnuß, Forsythie, Lebensbaum oder Ahorn: das Eiförmige muß in die Pflanze, noch vor dem ersten Austrieb und der ersten Blüte.

Nach dem Lichterkettenwahnsinn zu Weihnachten und dem Feuerwerksirrsinn zu Sylvester jetzt die Ostereierorgie. Millionen von industriell hergestellten Plastik- und Gipseiern, manchmal sogar Holz, zieren jetzt wieder unsere Hauseingänge, Vorgärten, Parzellen, Hinterhöfe,  Büros und Öffentlichen Gebäude. Kein Zweig ist mehr vor den Plastikdingern sicher - Hauptsache es hängt etwas drin! Ein regelrechter nachbarschaftlicher Wettbewerb hat eingesetzt: je mehr Eier im Geäst, desto österlicher das Ansehen. So glauben es scheinbar die Eiereinhänger. Dabei sieht das doch überhaupt nicht mehr österlich schön aus. Der Mythos des Ei's, der Mythos von Ostern, der Mythos von der Auferstehung und der Wiederauferstehung verliert sich total in der chemisch hergestellten Masseneihysterie. Die Kinder werden nicht mehr angehalten, das echte Hühnerei auszupusten, es schön mit Tusche anzumalen, einen Faden am Holzstück im Ei zu versenken, es an ausgewählten Stellen im Hause und außerhalb aufzuhängen - nein, sie werden zu Schlecker oder zu Netto geschickt, um die Plastikdinger billig in großen Paketen nach Hause zu schleppen. Faden ist schon dran, also los. Die Umgebung verunzieren mit diesen unifarbenen Industrieprodukten.

Na denn: schöne Ostern!

 

 

 

Freitag 31. Dezember 2010

PERSÖNLICHER TIERISCHER 7-JAHRES-RÜCKBLICK 2003 – 2010

von Ulrich Pelz

 

„Alles auf der Tafel von einem Tag zum anderen auslöschen,

neu sein mit jedem anbrechenden Morgen,

in einem ständigen Wiederaufleben unserer emotionalen Jungfräulichkeit,

das, allein das lohnt die Mühe, zu sein oder zu haben,

um zu sein oder zu haben, was wir auf unvollkommene Weise sind“

Fernando Pessoa, Das Buch der Unruhe

 

SCHILDKRÖTE IN DÄNEMARK

Am Anfang des 9.Abschnitts meines 7-Jahres-Entwicklungs-Rythmusses fand ich mich plötzlich auf allen Vieren kriechend auf einer dänischen Insel wieder. Diese Metamorphose in eine Schildkröte blieb nicht nur für die umstehenden Dänen, sondern auch für die mitgereisten Landsleute unerklärlich. Später, nach der Rückverwandlung in einen Aufrechtgehenden, begab ich mich zurück nach Deutschland, um dort erneut in eine Kriechhaltung verfallen zu müssen, und zwar in die eines Hundes.

 

HUND IN BREMEN

Nach der Rückkehr aus Dänemark in meine Heimatstadt, in der in der Zwischenzeit die Buchhalter und Korinthenkacker das Zepter übernommen hatten, musste ich als Hund die Stiefel derselben lecken gehen.

Außer Lecken musste ich Winseln und Jaulen. Der Oberchef der Buchhalterbande, ein so genannter Staatsrat, ließ mich dreimal vorführen, um meine Eignung für den Wettbewerb der unterwürfigsten und verlogensten Hunde zu prüfen. Am Ende gab er mir einen Tritt in den Arsch, da ich seinen hündischen Ansprüchen wohl nicht genügte.

 

 

ESEL IM KANINCHENSTALL

Erneut auf allen Vieren, diese Mal mit großen, langgezogenen Ohren: Nach dem Arschtritt kam die Stunde der Geier und der Schlangen. Während ich vom Obergeier zum Esel degradiert wurde und eine Ecke im Stall zugewiesen bekam, in der ich in aller Ruhe IA rufen konnte, verkümmerten meine Stallgefährten zu Hasen und Kaninchen, deren Angstködel sich überall im Stall ablagerten. Besonders bei der Annäherung der Schlange schissen und ködelten sie allein schon bei deren Anblick. Ich als Esel ködelte natürlich nicht, was mich beim Geier und bei der Schlange noch verdächtiger machte.

 

ELEFANT IN TIMMENDORF

Zählen wir den Rüssel dazu, dann habe ich die folgenden Quartale meines 9.Abschnittes zwar nicht kriechend, aber immerhin auf 5 Beinen als Elefant langsam dahin schreitend verbracht, wobei der Rüssel selbstverständlich nicht immer Bodenberührung hatte. Zuviel Würfelzucker und zuviel Herz waren unter meinem dicken Fell versteckt, das musste weg! Die weißen Männer haben mich zuerst von Süß auf Sauer gestellt, dann auf den Rücken gedreht, mir vorne alles aufgeschnitten, die Blutbahnen freigekratzt und anschließend alles wieder zugenäht. Danach verschifften sie mich nach Timmendorf an die Ostsee. Dort musste ich am Strand immer hin und her rennen. Einmal schaute ein Dorsch aus dem Wasser und rief mir zu: Hallo Alter, schwimmen hält fit. Ich habe den Dorsch dann noch einmal wiedergesehen. Im Hafen von Niendorf als Filet in einem Fischwagen!

 

 

 

SCHNECKE AN DER OSTSEE

Jetzt Kriechen in Perfektion: Metamorphose vom 5beinigen Elefanten, der gerade einmal wieder laufen gelernt hatte, zur 1beinigen (wenn überhaupt!) Schnecke. Geier und Schlange schickten mir ins Erholungsheim für Elefanten das Todesurteil per Einschreiben. Ich schrumpfte sofort und fand mich in einem kleinen Häuschen über mir selbst wieder. Kein Licht, keine Luft, kein Land. Wollte ich mich vorwärts bewegen, dann musste ich ab jetzt Schleim produzieren und den Kopf herausstecken mit der Gefahr, dass dir ein Jurist auflauert, der auf das Zertreten von Schnecken spezialisiert ist. .So kroch ich langsam auf Umwegen, auf denen ich sicher war, keinem Juristen zu begegnen, von Timmendorf in die Heimat zurück. Bis ich wieder zu Hause ankam, hat es wohl mehrere Jahre meines 9.Abschnittes gedauert.

 

 

ASCHE UND EI

Wieder Mensch geworden. Aber: Verbrannt, verkohlt. Die Haut geschrumpelt, das Gesicht geschwärzt. Nicht wiederzuerkennen. Nur die engsten Angehörigen und Freunde wissen noch, wer du bist. Die anderen wechseln die Straßenseite. Sie blicken mit verkniffenem Mund nach unten. Sie pissen sich vor Aufregung, mir begegnen zu müssen, die Hosen voll. Es gelingt ihnen nicht mehr, einen schönen guten Tag zu wünschen. Sie schreiben nicht. Sie rufen nicht an. Sie fragen nichts. Sie sitzen auf den Bänken der Schlachte und starren bei meinem Vorübergehen voll leer hinüber zur Haake-Beck-Brauerei. Die Verräterin kauft Brot in einer Bäckerei in der Pappelstraße und zahlt mit Silberlingen. Im Nest nur Asche. Und ein kleines Vogelei.

 

 

ALTE GÄULE BEI EICHE HORN

Ein- bis zweimal die Woche ging es hinaus nach Horn zum Springtraining. Wieder auf allen Vieren trainierten wir Galopp und Sprung. Auch mit Keulen, Bällen, Reifen, Bändern und Hanteln brachten wir uns wieder auf Schwung. Manchmal trieben wir es so doll, dass die Keulen an die Unterkiefer flogen und die Zähne zertrümmerten. Auch Tote gab es, die einfach so umkippten während des Trainings: Auch die anwesenden Ärzte konnten nichts mehr machen. Mund abwischen und weiter. Runden um Runden, Hürden, Matten, Stangen. Unser Jungbrunnen. Herz, Krebs, Lunge – was soll’s. Wir haben es überstanden und und wir sehen uns bei der Olympiade der Alten Gäule wieder.

 

 

UNTER VÖGELN IM WOLKENKUCKUCKSHEIM

Etwa in der Mitte des 9.Abschnitts entschied ich mich, der Menschheit ade zu sagen und in die Welt der Vögel einzutreten. Nein, nicht in die Welt der Spatzen, Meisen und Finken und deren Gehirnmassen und intellektuellen Fähigkeiten. Das hatte ich ja nun hinter mir in den letzten 25 Jahren meines Berufslebens. Nein, ich trat ein in die Welt der Phönixe, der Wanderfalken und der Wiedehopfe. Beim Wiedehopf, dem König der Vögel, den ich zuletzt ja noch in Umbrien in den Dinkelfeldern traf, meldete ich mich an und bat um Aufnahme ins Wolkenkuckucksheim. Ich wurde aufgenommen mit den königlichen Auflagen, einen neuen Verein mit dem italienischen Namen „Fenice“ zu gründen, einen Wanderclub „FSFG 07“ auf die Beine zu stellen und die Nett-Wild-Zeitung „FENIX & UPUPA“ herauszugeben.  Wie befohlen, so geschehen. Seit meiner Aufnahme liebe ich alle meine Artgenossen ohne Ausnahme. Auch die Geier. Das sind eigentlich ganz liebe Genossen, wenn sie nur nicht manchmal so ekelhaft stinken täten nach Aas und Gier. Furchtbar! Dem König der Vögel wird ja auch bestialischer Gestank nachgesagt. Stimmt aber nicht. Er duftet in der Regel nach Puder und Parfüm. Nur wenn er Sozialarbeiter und Insolvenzverwalter von weitem sieht, dann hat er hinten so eine Drüse mit ätzender Flüssigkeit zur Abwehr, die er dann betätigt. Und was ist aus den königlichen Auflagen geworden? Fenice hat zwei Jahre bestanden. Wegen Nichtberücksichtigung im undurchschaubaren Dschungel der Arbeitsförderung in Bremen wurde er wieder aufgelöst. Der Wanderclub besteht. Es gibt keine Ecke in Bremen, die nicht schon angewandert wurde. Und die Zeitung. Das seht ihr ja! Nur Undank! Katharina Loewe verschwindet mit diesem Lüllmann, so einfach mir nichts dir nichts während einer Kohl- und Pinkelfahrt! Geschmacklos! Das ist schon der zweite Verrat einer Frau, die mir den Job und das Auskommen zu verdanken hat! Aber, wie heißt es so schön unter uns Vögeln: man fliegt niemals im Leben zweimal die gleiche Strecke!

 

 

 

25/11

Dienstag, 23.August 2011

WIEDERBEGEGNUNG DER BESONDEREN ART

ROLLENTAUSCH

Nettes Beratungsgespräch vor'm Getränke-Abholmarkt.

 

Ich weiß ja seit einiger Zeit, dass er hier bei mir im Stadtteil lebt. Schon mehrmals war er mir über den Weg gelaufen ohne mich zu erkennen oder ohne mich erkennen zu wollen. Mein früherer Jugendhilfeklient Marcus T. Ich war ja einmal in einem meiner früheren Leben Jugendhelfer und auch  Bewährungshelfer, und den Marcus habe ich vor

ca.30 Jahren angefangen zu beraten und zu betreuen. Marcus war schon als Kleinkind in Heime gesteckt worden, und er ist dann sein ganzes Kindheits- und Jugendleben von "Scholle zu Scholle" - das heißt: von Heim zu Heim, von Sozialinstitution zu Sozialinstitution, gestossen worden, bis er schließlich früh als Jugendlicher und Heranwachsender auch im Gefängnis landete und schließlich, welch' Wunder, in der Drogenszene. Heute ist er weit über 40 Jahre alt und , wie er mir berichtete, zurzeit auf Metha - also im Drogensubstitutionsprogramm, demnächst wolle er eine neue Therapie beginnen. Er war heute wohl "gut drauf", heute wollte er mich wohl erkennen und sprach mich im Getränkemarkt mit einer Flasche Bier in der Hand locker an: "Hallo Pelz, altes Haus, du siehst aber Scheiße aus, gehts Dir nicht gut?" Ich konnte ihn gerade noch davon abhalten meinen aus der Form geratenen Bauch zu streicheln. Ich mußte ihn  bitten, einem älteren Herrn doch etwas mehr Respekt gegenüber zum Tragen kommen zu lassen. Er darauf hin: "Mensch Pelz, stell' dich nicht so an, ich wollte doch nur fühlen, ob du schwanger bist! Was machst du denn so, bist du noch im Verein soundso?"  Als ich versuchte ihm zu verdeutlichen, dass ich schon seit einigen Jahren keine Jugendhilfe und Bewährungshilfe mehr mache, legte Marcus ein sozialpädagogisches Gesicht auf und sagte: " das tut mir aber leid für dich, du warst doch immer so ein toller Typ, was ist denn da schiefgelaufen, was sind die Ursachen für dein Versagen?" Ich versuchte  kleinlaut zu erklären, was beruflich gelaufen ist bei mir. Marcus jetzt ganz Berater: "Da solltest du aber mal eine Therapie in Anspruch nehmen, du bist doch bestimmt voll fertig!" Es sei nicht so schlimm und ja alles auch schon Vergangenheit, ich jetzt. "Ich kann dir ein paar gute Tipps geben, wie man da wieder rauskommt" so Marcus weiter "... du musst vor allem an dich selber glauben und dich nicht fertig machen lassen von diesen ganzen Heiopeis!" Ich: wird schon werden, ich danke dir für deine Beratung, ich muss los, bis nächstes Mal. 

Uli Pelz

 

 

13/32

Montag 8.April 2013

ES IST AN DER ZEIT...


...es ist an der Zeit den Hut zu ziehen. Vor all' den Menschen, die als Juristen Mensch geblieben sind. Die nicht nur Paragraphen, die Gebührenordnung  und die  bungesgerichtlichen Entscheidungen sehen, sondern die Ereignisse und die Menschen dahinter. Erst kürzlich verstarb einer dieser Juristenmenschen auf einer Nordseeinsel. Er kannte als Staatsanwalt  Barmherzigkeit und Nachsicht gegenüber jungen Übeltätern aus den unteren Schichten. In seinem Büro stand ein Stehpult als Schreibtisch und an den Wänden strahlten nicht Picasso und Cezan, sondern Donald und Dagobert Duck.     


...es ist an der Zeit auszuspucken. Vor all' den Mitmenschen, die immer noch glauben, sich rassistisch, nationalistisch, fanatischreligiös und gewaltbereit über Andersaussehende, Andersherkommende, Andersglaubende und Andersdenkende erheben zu dürfen. Nun gut, du wirst in deiner Nachbarschaft nicht ständig spucken können, wie sieht das aus? Aber tue es hinten symbolisch am Misthaufen, oder drüben auf der Weide bei den Schweinen. Spucke deinen ganzen Ekel hinaus.Bis aus dem Speichel eine bunte  Blumenvielfalt erblüht. Und bis niemand mehr hinten auf seinem Sommershirt Thor Steinar stehen hat oder Hell's Angels oder Wikinger oder was weiß ich für einen Dreck!  


...es ist an der Zeit zu verzeihen. All' denen, die Ironie und Satire nicht von Angriff und Unfairness unterscheiden können. Auch all' denen. die wegen menschlicher Schwäche lieber die 30 Silbertaler nehmen als charakterfest zu bleiben in brenzligen Situationen. Nun gut, einem geizigen Pfau und einem blutverschmierten Aasgeier kann man nicht verzeihen, bei bestem Willen nicht! Aber all' diesen dummen Schweinen und leichtgläubigen Vereinsschäfchen, da wird man ja wohl mit der Zeit mindestens ein Auge zudrücken dürfen, wenn nicht zwei! Ja, wir werden wohl auch die staatlichen Administratoren in unsere Fürbitten mit einbeziehen. Allerdings werden wir sie nicht namentlich erwähnen, da sie schon längst nicht mehr auf meiner Liste stehen.   

 

...es ist an der Zeit zu schreiben. Bevor du die Kurve kratzt für all' die, die nicht wahrnehmen und begreifen können oder wollen. Auch für die, die bis heute nicht akzeptieren können, dass du einen langen und dornigen Weg gegangen bist, und dass du dir hohe soziale und fachliche Kompetenzen angeeignet hast auf dem zweiten, dritten und vierten, wenn nicht fünften Bildungsweg. Und für die, die immer noch nicht glauben können, dass du nicht mehr oben in der Spitze des Kastanienbaumes sitzt und schöne Gedichte, die du bei Köhler in der Achimer Mittelschule gelernt hast, von Benn und Rühmkorff  und Brecht sprachtechnisch einwandfrei aufsagst. Und für dich selbst. Schließlich willst du ja auch selbst wissen, bevor du die Kurve kratzt, was eigentlich so war!     

Uli Pelz   

 

 

 

 

13/27

Montag 17.Juni 2013

VOR 10 JAHREN: DAS JAHR 2003

oder: das Jahr, in dem sich die Erde rückwärts drehte

 

Es gibt weltgeschichtlich bedeutende Jahre, und es gibt diese so genannten normalen Jahre, in denen auf die freundliche Frage " na wie gehts" ebenso freundlich und lapidar geantwortet wird "gut". Weltgeschichtlich bedeutende Jahre waren in der Übersicht der letzten 70 Jahre z.B.  die Jahre 1945 und 1989. Alle anderen Jahre dazwischen und danach waren normale Jahre, auch wenn Kalte und Warme Kriege geführt wurden, Atombomben gezündet wurden, Volksaufstände niedergeschlagen wurden und die Offene Sexualität erfunden wurde.  Ein besonders normales, wenn nicht sogar stinknormales  Jahr war dieses Jahr 2003. Nun gut, man könnte einschränken , dass es vielleicht doch ein weltgeschichtlich bedeutendes Jahr war, weil in diesem Jahr 2003 Recep Tayyip Erdogan Ministerpräsident der Türkei wurde, oder weil US-Präsident George W. Bush dem amerikanischen Volk in einer nur vier Minuten langen Rede den Beginn des Krieges gegen den Irak ankündigte, vielleicht auch weil  77 % der Polen für den Beitritt in die EU gestimmt haben. Einmal abgesehen davon, dass die NATO die Kontrolle über die afghanischnen Militäreinheiten übernahm und Bundeskanzler Gerhard Schröder Prag besuchte und San Marino eine neue Regierung erhielt. Darüber hinaus war aber eigentlich alles normal, einmal abgesehen davon, dass Saddam Hussein im Irak in einem Erdloch aufgespürt wurde und erst einmal zum Duschen abgeführt wurde, um ihn dann 3 Jahre später hinzurichten. Ansonsten alles normal. Die Deutschen Politiker unter der Führung der Sozialdemokraten arbeiteten eifrig an der Umsetzung der so genannten "Agenda 2010", die zum Ziel hatte, die Deutsche Gesellschaft zu spalten in erfolgreiche Eliten und arbeitsscheue Leistungsversager. Dabei bedienten sie sich eines Arbeitsdirektors aus der Autoindustrie, der später berühmt werden sollte wegen seines Managementes von Dienstreisen für verdiente Betriebsräte in den Puff von Rio de Janeiro. Auch war es ihr Ziel, den Wohlfahrtsstaat umzukrempeln, wenn nicht zu vernichten. Nicht mehr gesellschaftliche, soziale Solidarität stand jetzt im Vordergrund, sondern kaltes betriebswirtschaftliches Rechenwerk ohne Fragen an Tradition, Innovation und Qualität Sozialer Arbeit.  Die Sparkassenfachbetriebswirte in ihren grauen Anzügen, die von rotkarierten Sparkassenkrawatten begleitet wurden, reduzierten ihr Sprachvermögen auf die Begriffe "Basel II" und "Bundesanstalt für die Bankenaufsicht". Ihnen ging die Muffe 1:1000, dass sie bei der Kreditvergabe an kleine, und besonders an soziale Unternehmungen Fehler machen würden, was ihnen - wie sie immer lauthals in die Quartalsgespräche hineinpusteten - die Krawatte kosten würde. Echt Arme Schweine. Und dann gab es da im Jahre 2003 auch noch diese so genannten Wirtschaftsprüfer, die kein anderes Interessse hatten, als in den von ihnen beauftragten Sozialen, Kulturellen und Sportlichen Vereinen und Unternehmungen zu prüfen, was wirtschaflich bei diesen betriebswirtschaftlichen  Hungerleidern und Dilletanten für sie persönlich herauszuholen war. Dabei missachteten sie alle Rauchverbote in den Betrieben und ließen sich bräsig, selbstherrlich und arrogant von den Buchhaltern die wirtschaftlichen Miseren vortragen. Verschlimmert wurden die ekelerregenden Prüfsituationen noch durch die Tatsache, dass sowohl die Buchhalterin als auch die Personalsachbearbeiterin eigentlich nie begriffen hatten, was Kostenstellen sind und wie sie den einzelnen operativven Teilen des Betriebes zuzuordnen waren. Egal. Vergessen. Wollen wir etwa auch noch über die damalige Sozialadministration der Stadt etwas berichten? Nein das wollen wir nicht! Es macht keinen Sinn über Pflegesatzabteilungen und über Jugendamtsressorts zu schreiben, die mit ihren Aufgaben eigentlich immer überfordert waren. Man will ja menschlich bleiben und den dort tätigen Unwissenden nicht wehtun. Vielleicht sind sie ja auch bereits vonhinnen gegangen.  Die Erde dreht sich weiter. Nur manchmal, so hat man das Gefühl, besonders dann, wenn man Schwindel und Atemlosigkeit verspürt, dreht sie sich wohl rückwärts.

 

Nein, in Wahrheit dreht sie sich, die Erde, wenn sie sich überhaupt dreht, immer vorwärts. Beweis dafür ist mein Enkelkind Jula, das im Jahre 2003 geboren wurde, und das mir und meiner Frau Ines seit 10 Jahren so viel Spaß und Freude bereitet. Wir freuen uns gemeinsam auf  jeden gemeinsamen Tag mit ihr.

 

 

 

Mittwoch, 03. Februar 2011

KATHARINA LOEWE ÜBER SELTENE VÖGEL

5 Tage Hölle in Cuxhaven-Duhnen - und dann auch noch meistens Ebbe

oder: Rosa Tankstellennelken

 

Der Himmel hing voller Geigen. Ade Kohl und Pinkel. Ade Kollegen und Kolleginnen von Fenix & Upupa. Carsten-Olaf hatte mich gefangengenommen. Dr. Carsten-Olaf Lüllmann, Unternehmensberater und Medienberater. Ich hatte ihn vorher gar nicht so recht wahrgenommen, obwohl er mindestens 1 – 2 x im Monat in unserer Redaktion war, um unsere Chefs auf den richtigen Weg zu bringen. Besonders betriebswirtschaftlich sind Chefs ja meistens blind, hier hat Carsten-Olaf unseren Herausgebern in den letzten Monaten wertvolle Anregungen geben können. Unter anderem hat er ihnen davon abgeraten, eine korrespondierende Redaktion in Peking aufzubauen. Schade, ich war ja damals bereits im Gespräch, den Job in Peking zu übernehmen. Heute sage ich: ach, wäre aus Peking doch etwas geworden! Stattdessen: Cuxhaven-Duhnen! Nach der Kohl- und Pinkelflucht  aus Ganderkesee, oder wie das Kaff da im Oldenburgischen heißt, fanden Carsten-Olaf und ich uns im Autobahnmotel A1 an der A1 zwischen Osnabrück und Bremen bei Großmackenstedt wieder. Aus hygienischen und intimen Gründen soll hier an dieser Stelle auf die Darstellung näherer Einzelheiten unserer Hotelankunft in Großmackenstedt verzichtet werden. Nur so viel: Carsten-Olaf wird sicherlich in seinem Leben niemals wieder Oldenburger Pinkel mit Oldenburger Grünkohl, der ja wohl vorher bereits in Unmengen Schweineschmalz angedünstet wurde, vermischen, um sich dieses Gemisch später einzuverleiben. Nur weiter so viel: das war‘s dann mit A1! Ich hatte 1a erwartet, stattdessen dieses Autobahnangebot A1. Später haben wir noch gehört, dass unsere Herausgeber in der Nacht nach der Kohl- und Pinkelfahrt auf Bänken schlafend in der Halle des Delmenhorster Bahnhofs aufgegriffen worden sein sollen und eine Nacht in der Ausnüchterungszelle der Delmenhorster Polizei verbracht haben sollen.

Wir sehen, wie schnell Grünkohl und die erste Euphorie der Liebe vergehen können. Ernüchterung tritt schnell ein, spätestens am nächsten Morgen, wenn sich Schlipse in Briefkästen wiederfinden oder Berufspraktikantinnen in Anleiterbetten. Oder wenn angeblich seriöse Unternehmensberater dir in einem Autobahnhotel in aller besudelten Pracht im Hotelbadezimmer gegenüberstehen und fragen: „War das nicht ein schöner Abend gestern, Michaele?“  Hier hilft dann nur noch, um einen promovierten Spitzenberater nicht zu verletzen, zu sagen: „Ja, mein Lieber, es war schön – aber kann es sein, dass du meinen Vornamen nicht richtig wahrgenommen hast?“ Daraufhin Carsten-Olaf: „Termine und Namen hab‘ ich voll im Griff, da macht mit keiner was vor!“ Ich: „Ach so, dann bin ich wohl ab heute für dich Michaela?“ Er: „Nein, entschuldige Manuele, du bist und bleibst für mich Katharina, war doch nur  ‚n Witz“ Ich: „Och“

Wie die Hormone so spielen. Normalerweise hätte ich ja nach diesen Grünkohlerlebnissen und nach diesen A1-Erlebnissen Schluss machen müssen mit Lustig. Welcher Hormonteufel mich dann geritten hat, auf das Angebot von Carsten-Olaf einzugehen, mit ihm für einige Tage an die Küste nach Duhnen zu entschwinden, weiß der Geier. Jedenfalls fanden wir uns dann gemeinsam nach einem kurzen Intermezzo des heimischen Kofferpackens und des Ausschlafens in heimischen Betten (er wahrscheinlich mit Michaela oder Manuela)  in diesem Nobelhotel in Cuxhaven-Duhnen wieder. Hotel Strandperle. Küche 2 Sterne Michelin. Treffpunkt Alte Liebe Cuxhaven. Samstag 16:00 Uhr. Von dort mit dem Taxi nach Duhnen. Und sieh‘ an, typisch Unternehmensberater, typisch Manager: pünktlich und akkurat gekleidet, frischgegeelt die dunklen Haare nach hinten gestriegelt, stand er da: Carsten-Olaf Lüllmann, besser gesagt: Dr. Carsten-Olaf Lüllmann! Er begrüßte mich mit einem Strauß rosa Tankstellennelken und den schmeichelnden Worten: „Ach liebe Brigitte, es ist so schön, dass wir wieder zusammen sind!“ Ich : „Och, lieber Hans-Hermann, du weißt doch – wenn ich etwas zusage, dann halte ich das ein“ Er: „Hans-Hermann?“

Kapitel 2 erscheint  am 07. Februar 2011

Kuck' mal da hinten, die großen Pötte 

zu einem Kapitel 2 ist es leider nicht gekommen, weil Katharina Loewe in der Zwischenzeit Verhandlungen mit dem ZDF geführt hatte, wo sie nun ab 01.07.2011 Aspekte übernehmen wird.

 

 

26. März 2010

Adrian Quellhorst, Versagenstherapeut, Bremen, Ostertor


Bergführer Quellhorst 1999
Bergführer Quellhorst 1999

 

Seltene Vögel

Heute: Adrian Quellhorst, 46, Versagenstherapeut, Ostertorviertel

 

Das Gespräch mit Herrn Quellhorst führte unsere Sonderredakteurin Katharina Loewe

 

Katharina Loewe: Hallo Herr Quellhorst, ich begrüße Sie und muss Ihnen gleich am Anfang unseres Gespräches gestehen, dass ich ziemlich „viel Schiss“ vor diesem Gespräch habe, weil ich gar nicht weiß, ob ich es durchhalten werde, und was hinten dabei heraus kommen soll.

Adrian Quellhorst: Das erstaunt mich sehr. Sie machen ja auf den ersten Blick überhaupt nicht den Eindruck einer ängstlichen Schisserin. Das Gegenteil ist ja eher der Fall. Sie wirken prall und selbstbewusst, als könne Ihnen keiner ein X für ein U vormachen. Ich müsste mich eigentlich in diesem Falle als Versagensängstlicher outen, da ich bei der ersten Begegnung spontan den Eindruck hatte: die will dich fertig machen

Katharina Loewe: Aber Herr Quellhorst, ich bitte Sie. Das ist ja nun wirklich nicht mein Stil, meine Gesprächspartner fertig machen zu wollen. Deshalb auch meine erste Frage: Wie wird man als ehemaliger Bergführer ohne qualifizierten Schulabschluss Versagenstherapeut?

 Adrian Quellhorst:  Also wissen Sie! Ich weiß ja nicht woher Sie die Informationen bezüglich meiner Schulabschlüsse haben…

Katharina Loewe: … (unterbricht)… von Ihrer Mutter…

Adrian Quellhorst: …ja, ja von meiner Mutter! Da haben wir doch schon das beste Beispiel für die Gründe von Versagensängsten! Sie (gemeint sind hier die Mütter, Anm. der Redaktion)wollen immer, dass du als Held darstehst, dass du immer der Beste bist, mein Gott, wie habe ich darunter gelitten die ganze Zeit bis heute.

Katharina Loewe: Aber um noch einmal auf die Frage zurück zu kommen: wie war das denn nun mit dem Therapeuten? Wann haben Sie den Bergen ade gesagt, um nach Bremen zu kommen, um hier als Versagenstherapeut zu wirken?

Adrian Quellhorst: Liebe Frau Loewe, ich fühle mich bereits nach den ersten Wortwechseln mit Ihnen ziemlich mutlos, ich glaube, dass wir beide nichts Vernünftiges auf die Reihe bekommen werden. Diese Direktheit mir gegenüber, das war ich weder in meiner Bergführerzeit noch bin ich es gegenwärtig gewohnt, so konfrontativ angegangen zu werden als Führungsperson.

 Katharina Loewe: Lieber Herr Quellhorst, das ist doch nun wirklich abwegig. Ich stelle doch keine konfrontativen Fragen. Wir müssen doch gemeinsam, um etwas zu Papier zu bekommen, in einen Frage-und Antwort-Dialog eintreten. Meine Frage ist doch eigentlich völlig unverfänglich: Wie wurden Sie Therapeut in Bremen? Haben Sie ein Studium absolviert? Haben Sie eine Eigenanalyse oder so etwas Ähnliches absolviert? Ganz einfache Fragen in einem ganz einfachen normalen Interview.

Adrian Quellhorst: Was glauben Sie denn eigentlich liebe Frau Loewe, wie viele Menschen darauf warten,  mir und meinen Kolleginnen und Kollegen vom Verband der freischaffenden Versagenstherapeuten zu begegnen? Das sind Tausende, die gar nicht mehr wissen, wie es mit ihnen weiter gehen soll! Die sind zerfressen von der Angst, es nicht hin zu bekommen! Die sind zerstört von Selbstzweifeln, nicht geachtet zu werden. Und Sie stellen hier die Fragen danach. Was soll denn das?

Katharina Loewe: Lieber Herr Quellhorst, es geht doch im Wesentlichen gar nicht um Ihre, ich weiß nicht, wie ich sie benennen soll – sind es Patienten, oder Kunden, oder sind es Hilfesuchende? Es soll doch ausschließlich um Sie gehen, wer Sie sind, woher Sie kommen, was Sie gemacht haben, was Sie planen  und so weiter.

Adrian Quellhorst: Papperlapapp, so können Sie doch an die Sache nicht heran gehen. Das ist doch voll unprofessionell, wie Sie das machen. Erst den Interviewpartner fertig machen und hinter her noch dumme Fragen stellen. Ne, meine Liebe, so schaffen Sie das nicht – so schaffen wir beide das nicht!

Katharina Loewe: Herr Quellhorst, mein letzter Versuch, Ihnen die Angst vor mir und meinen Fragen zu nehmen, eine Frage zu Ihren Kindheitserlebnissen:

Adrian Quellhorst: (unterbricht)…jetzt kommen Sie mir noch auf die Tour. Zuerst mein Schulversagen problematisieren und dann in meiner gestörten Kindheit herum wühlen, nee, nee, meine Liebe, so war das nicht verabredet. Ich bin hier schließlich der Therapeut, und nicht Sie!

Katharina Loewe: …eine Frage zu Ihren Kindheitserlebnissen: wo und wie haben Sie Ihre verbracht?

Adrian Quellhorst: das ist doch völlig egal, wo ich herkomme und wo und wie ich meine Kindheit verbracht habe. Ich bin Versagenstherapeut und kein Kindergeschichten-Erzähler.

Ich wohne jetzt im Viertel und habe von dort auch viele Klienten, die meine therapeutische Hilfe benötigen. Die Kindheit, das Leben, die berufliche Entwicklung des Therapeuten ist doch hier völlig unwichtig, der Klient mit seinen Hilfebedarfen steht im Mittelpunkt. Das sollten Sie doch endlich einmal respektieren liebe Frau Loewe.

Katharina Loewe: Gut Herr Quellhorst, dann eine Frage zu den Hauptursachen der Versagensängste in unserer Gesellschaft. Ist es die Überforderung am Arbeitsplatz, ist es der enorme Leistungsdruck, der überall zu beobachten ist, sind es persönliche, individuelle – möglicherweise genetische, vererbte Ursachen?

Adrian Quellhorst:  Liebe Frau Loewe, das sind doch jetzt alles Ausweichfragen. Ich sehe Sie in einer prekären Situation. Sie haben Angst mit diesem Interview nicht klar zu kommen, Sie haben Angst zu versagen bei dieser Aufgabe und fragen jetzt in Ihrer ganzen desolaten psychischen Situation mal dies mal das. Ich kann Ihnen nur raten, dagegen einmal grundlegend etwas zu tun. Sie sollten sich einem Therapeuten oder einer Therapeutin hingeben, der oder die auf diesem Gebiet spezialisiert ist . Bei uns hier in Bremen gibt es eine ganze Reihe davon. Wenn Sie nicht unbedingt im Viertel behandelt werden möchten, dann haben Sie auch alle Möglichkeiten in anderen Stadtvierteln, zum Beispiel in der Bremer Neustadt.

Katharina Loewe: Noch eine Frage zum guten Schluss. Was kostet denn so eine therapeutische Stunde in etwa?

Adrian Quellhorst: Tut mir leid Frau Loewe, das hab‘ ich mir gedacht, dass Sie eigentlich überhaupt kein Interesse an meiner Person haben, sondern nur an diesen schnöden Fragen  nach Mammon und Kapital interessiert sind. Das ist das Grundübel unserer Gesellschaft: nicht den Menschen sehen mit seinen Problemen und Handicaps – immer nur: was kostet das, welchen Ertrag habe ich davon, wie viel kommt dabei heraus? Nein, mit mir nicht. Meine Preise sind menschenrechtlich in Ordnung, sie sind umweltorientiert, dabei sozialgeprägt und nachhaltig in die Zukunft gerichtet. So bin ich!

Katharina Loewe: Herr Quellhorst, ich danke Ihnen für das Nichtgespräch.

Anmerkung: das Gespräch (Nichtgespräch) wurde von Herrn Quellhorst nicht autorisiert, wir drucken es trotzdem in F&U, weil wir glauben, dass die Öffentlichkeit ein Recht darauf hat zu erfahren, was sich hinter den selbstgemachten Therapeutentürschildern verbirgt.

 

 

Dienstag 20.September 2011

ZURÜCK ZUR ZINKWANNE

 Wir haben heute noch einmal das herrliche Buch von Martin Perscheid "Wenn Deppen duschen" zu Rate gezogen. Es will uns in unserer neuen Duschkabine einfach nicht gelingen, trocken zu duschen. Trocken soll meinen: ohne dass Wasser aus der Innenkabine nach aussen in den sonstigen Bereich des neuen Badezimmers dringt. Bei jedem von uns Duschern, egal ob Kaltduscher, Warmduscher oder Dauerduscher, sieht das Umfeld der Duschkabine nach dem Duschen aus wie eine Mecklenburger Seenplatte. Am schlimmsten ist es immer bei Armin, der sportlich duscht - nämlich voller Massagestrahl. Bei ihm besteht die Gefahr, dass es reinschwappt ins Wohnzimmer. Ja, so fragen wir uns, sind wir denn allesamt zu blöd, umweltfreundlich und trotzdem hygienisch rein zu duschen? Auch die beiden von der Innungskammer des Klempnerhandwerks geschickten Experten heute, die sich die Sache angeschaut haben, konnten nur feststellen, dass wir alle Fünf hier in der F&U-Redaktion wohl zu blöd zum Duschen sind. Wir sollten das lieber nachlassen und stattdessen zur guten alten Zinkwanne zurückkehren. Dabei gaben sie uns noch den Tipp mit auf den Weg: erst Haar, Kopf, Hals und Ohren. Dann Oberkörper und Rücken. Zum Schluß Genitalbereich und Füße. Also Zinkswannenwaschen ähnlich wie Duschen.

Uli Pelz

 

Montag 09.Juli 2012

MONTAGSFRUST UND MONTAGSLUST

Ich zweifle langsam am Deutschen Handwerk. Seit nunmehr anderthalb Jahren kämpfe ich als Nichthandwerker um Toleranz. Ich bin ja nur Kunde. Ich will ja auch pünktlich zahlen. Aber kann das bedeuten, auf die Fertigstellung eines Auftrages 4 Wochen und länger warten zu müssen? Kann das bedeuten, auf die Antwort auf eine Kontakt-E-Mail zum Deutschen Handwerk  überhaupt keine Reaktion zu bekommen? Andererseits: So Handwerksburschen wie der ehemalige Junge Pionier aus Schwedt / Ostzone oder Carlson vom Dach aus Ottersberg / Schweden machen dann ja auch wieder Spaß.

Heute, Montag 9.Juli 12, die Nachricht, dass der Spieler Elias aus Holland, der für den HSV gespielt hat und später für Juventus Turin, nun bei Werder anheuert. Aber was passiert - und das kennen wir doch von anderen Spielern aus Brasilien, Holland, Turkmenistan, Spanien, Luxemburg - er darf nach Eintreffen im Trainingslager auf der Insel Norderney nicht mittrainieren! Weshalb? Er hat noch Rechnungen offen in Turin und muss noch den Offenbarungseid in Italien unterschreiben! Mein Fussballgott! Warum belastet sich so ein angeblich "seriöser" Verein mit solchen unzuverlässigen Spielern. Hunderte, wenn nicht tausende von jungen talentierten Fussballljungs warten auf ihre Chancen in den oberen Ligen. Was holen wir? Junge, unreife, überteuerte Spieler mit Sozialen Defiziten, die eigentlich ersteinmmal für mindestens 8 Wochen ins Erziehungsheim in der Neuenlander Straße müssten. Das macht doch mit Werder alles keinen Spaß mehr!

Palazzo Venice. Unser neuer Kulturpalast ist aufgebaut. Gartenperle ade, jetzt strahlt unser Venezianer, auch wenn nur Rasenmäher und sonstige Gartenhandwerkszeuge drin stehen. Heute am Montag, 9.Juli 2012, war die Feuertaufe. Es regnete wie aus Kübeln, und wir konnten überprüfen, ob unser Palast wasserdicht ist. Ergebnis positiv! Wir haben das entsprechend gefeiert. Rosa und die Wilden Jungs von gegenüber kamen herüber und machten drinnen im Palazzo eine kleine Session; Ute, die heute Geburtstag hatte, stiftete mehre Flaschen Rotkäppchen-Sekt halbtrocken, und wir von der Redaktion kochten und servierten Pasta Aglio e Olio. So läßt es sich doch bei sommerlichem Regenwetter auch ganz gut leben - im Palazzo!  

 

 

Dienstag 12.April 2011

7 Jugendliche, ein christl.Pfadfinderführer,   eine Landschaftsmalerin und ein Richter

Die Bremer Maulwürfe werden 15 Jahre alt. Ihr Erfinder ist stolz wie Puma.

Eine kleine Fernsehkritik von Ulrich Pelz, dem Herausgeber dieser völlig überflüssigen Nett-Wild-Zeitung und dem Erfinder dieser völlig unblinden Bremer Maulwürfe

Nichts Böses ahnend schalte ich gestern Abend wie immer um halb 8 buten & binnen ein, das Bremer Fernseh-Heimatmagazin. Und wen sehe ich? Gauleiter P., den christlichen Pfadfinderführer, den ich zuletzt auf der Insel Langeoog, wohl  von Haus Meedland kommend mit dem Fahrrad am beliebtesten Cafe der Insel vorbeifahrend, sah. Nun P. im Fernsehen. Ich dachte erst, ich seh' nicht richtig. Dann schau' ich noch einmal hin - und tatsächlich: P.. Er, seit 10 Jahren in der gleichen hellblauen Latzhose und im gleichen dunkelblauen Pullover, zusammen mit einer mir unbekannten Landschaftspflegerin und 7 - 9 jungen Menschen, die auf dem Spielplatz Hammerskjöldstraße in Bremen-Arsten jugendrichterlich angeordnete gemeinnützige Arbeit zu verrichten haben. Alle zusammen bauen eine alte Rutsche ab und eine neue auf. Kuck mal an, so dachte ich mir, jetzt gar nicht mehr so auf P. fokussiert, da hat sich eine tolle sozialpädagogische Idee und ein ebenso tolles sozialpädagogisches Konzept in Bremen bis heute gehalten: Die Bremer Maulwürfe. Junge Straftäter werden in die Pflege und Gestaltung öffentlicher Spielplätze und anderer öffentlicher Freizeitflächen einbezogen. Sie arbeiten zusammen mit älteren Arbeitskräften und einem Team bestehend aus Diakonen (P.), Landschaftsmalerinnen und Jugendhelfern. Die Maulwürfe arbeiten kooperativ mit der Fachstelle für Gemeinnützige Arbeitsleistungen zusammen, die ihnen die jungen Arbeitsleistenden vermittelt. In der Fachstelle sind wiederum mehrere Personen tätig, die im Zuge der Gründung der Bremer Maulwürfe ihre Arbeitsstellen gefunden haben. Na, wenn das man kein tolles Konzept ist, so dachte ich mir. Und dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Ich, P., bin es ja selbst, der dieses wunderbare Projekt erfunden und entwickelt hat. Das muss so gegen Ende des vorigen Jahrhunderts gewesen sein - so in den Jahren 1995 / 1996. Also vor 15 Jahren. Jubiläum jubilierte ich und prostete mir selbst zu - ich hatte gerade einen schönen hellroten Kalterer See Classico geöffnet. Auch schlug ich mir mehrmals links und rechts auf die Schultern, fehlte nur noch ein Jubiläumstusch. Zurückgekommen auf dem Teppich  musste ich dann aber nachdenklich mir selbst gegenüber einräumen, dass das alles ja wohl mehr ist als ein unwirklicher Film. Da siehst du im Fernsehen all' die Personen, denen du den Arbeitsplatz verschafft hast (P. - ich kann mich noch gut erinnern- habe ich persönlich aus einem anderen bestehenden Arbeitsverhältnis herausgeholt- ), und dann siehst du auch die Personen (es sind die gleichen), die dich in einer späteren unternehmerischen Krise dann haben fallen lassen wie eine heiße Kartoffel.

Und dann erscheint auch noch zu allem Überfluss die Landschaftsmalerin T., der ich im Jahre 1996 ihre Lebensstellung bei den Bremer Maulwürfen verschafft habe, im Bild. 

Sie steht, wie vor 15 Jahren, noch immer vor diesem Zeichenbrett aus dem vorigen Jahrhundert und malt manuell Büsche, Sträucher, Bäume, Sandkisten, Schaukeln, Rutschen, Hecken, Zäune und Wippen in ihre Landschaftsbilder, die sie sich manchmal von Praktikantinnen und so genannten "technischen Zeichnerinnen" vorcolorieren läßt,  hinein. Manchmal befragt sie auch unschuldige Kinder und Jugendliche,was sie auf ihre Bilder malen soll. Sagt ein Kind: bitte ein Wipppferdchen - schont erscheint mindestens ein Wipppferdchen auf dem Landschaftsbild. Sagt ein böse blickender, ungeschliffener Jugendlicher mit Migrationshintergrund:  Wir wollen Jugendecke, wo wir ungestört haschen, trinken und knutschen können - schon malt Landschaftsmalerin T. eine Jugendecke in ihr Bild. Sie nennt das: Partizipation am Landschaftsbild. Haschen hin, Knutschen her - Landschaftsmalerin T. ist, wie die Reporterin des Fernsehberichtes es zum Ausdruck brachte, der Kopf der Maulwürfe. Es heißt ja immer: mehr Frauen in Führungspositionen, egal, was sie malen. Also habe ich damals, 1996, als ich sie einstellte, wohl alles richtig gemacht. In der Fachsprache der Personalentwicklung nennt man das: Frauenförderung. Auch hier mache ich den Puma. Dass die Malerin mich heute nicht mehr kennt und bei Begegnungen große Bögen um mich schlägt, tut natürlich weh, ist  aber wohl den besonderen charakterlichen Eigenschaften von Malerinnen und Schauspielerinnen zuzuschreiben. 

Und dann auch noch unser guter Jugendrichter Onkel R. Wie schon vor 30 Jahren vertritt er wie immer ein pädagogisch orientiertes Jugendstrafrecht. Recht so Onkel R.

Dabei wird leider von den Befürwortern der so genannten Erzieherischen Ambulanten Maßnahmen nach dem Jugendstrafrecht vergessen,   die sozialpädagogischen Hilfeangebote (es gibt hier einen riesigen Markt der Möglichkeiten) auf ihre Qualität und Effizienz zu durchleuchten. Ich glaube, dass man so manches Wildgewächs auf diesem Markt unbesorgt in die Bio-Tonne treten kann. Ich denke da nur an diese Heißen Stühle. Auf meine Maulwürfe jedoch, da lass' ich nichts kommen - die sind gut! Auch wenn so mancher personelle Farbklecks wohl inzwischen vergilbt und  verblasst ist.

Die Reportage übrigens: ganz gut gemacht, nur die Fachbegriffe manchmal durcheinander gebracht. Aber kein Wunder: wenn die befragten Personen eine schlampige Fachsprache an den Tag legen, dann ist es kein Wunder, wenn die Reporterin in diesen Fachsprachmatsch mit eintaucht.

Ulrich Pelz, Erfinder und Puma

 

 

Donnerstag 19. August 2010

STREET VIEW

WARUM NICHT GLEICH: HOUSE VIEW?

Ein Kommentar von Josef Fellstein

Was regen wir uns denn künstlich auf? Die Welt ist doch längst komplett abfotografiert von oben. Sie haben doch bereits mehrfach aus der Vogelperspektive alles bis auf den letzten kaputten Reihenhaus-Schuppen und bis auf den letzten weißen Garten-Plastik-Stuhl abfotografiert. Ich möchte nicht wissen, welches detaillierte Bildmaterial bei den Amerikanern und bei den Russen, wahrscheinlich auch bei den Chinesen, bei den Engländern, bei den Franzosen und sicherlich auch bei der Bundeswehr in den Archiven des Kalten Krieges schlummern, ohne dass wir Genaueres darüber wissen. Die Hochleistungsflugzeuge der internationalen Luftwaffen mit ihren Hochleistungskameras haben doch jeden Grashalm und jeden Haufen Kuhscheiße auf dem Globus aufgenommen. Jetzt, nach dem Ende des Kalten Krieges, bekommen wir Abfotografierten endlich die demokratische Möglichkeit unsere Häuser, unsere Gärten, unsere Vorgärten und die davor stehenden Autos, unsere Plattenbauten und unsere vergammelten Spielplätze im Internet zu sehen. Das ist doch Klasse. Jetzt können wir uns endlich ein reales Bild von Luxusquartieren in Marbella, wo unsere Reichen wohnen, und ein reales Bild von den weltweiten Armuts- und Elendsquartieren machen. Das trägt doch dazu bei, uns selbst zu besinnen auf die Frage, weshalb es uns so gut geht und der Hunger und das Elend in der übrigen Welt grassiert!

Wir können jetzt überall virtuell dabei sein und uns in ferne Welten hineinbeamen.

Aber reicht das denn aus? Hat Google nicht auch eine einmalige Chance vertan? Wir wollen doch noch mehr sehen als nur Hausdächer und Vorgärten - wollen wir nicht auch wissen, was in den Häusern und Hütten passiert? Geben wir es doch zu! Unsere Weltneugier ist doch längst noch nicht mit Street View befriedigt. Sind wir denn nicht alle geil darauf, in die Küchen und Schlafzimmer unserer Weltmitbürger zu schauen? Wir wollen doch wissen, ob ordentlich geputzt ist, ob die Betten gemacht sind, ob Staub gesaugt wurde und picco bello abgewaschen wurde. Auch wollen wir doch wissen, wo die Müllschweine sind, die ihre eigenen Wohnungen und unser gesamtes Umfeld versauen. So kann man sie doch leicht entlarven und direkt ins www stellen. Die haben dann doch null Chancen mehr, irgendwo auf der Welt eine neue Wohnung zu bekommen. Das sind die sozialen positiven Effekte  von House View, eine neue Selektionsqualität für Vermieter und Hausverwalter. Dabei spielt es doch keine Rolle, ob die eine oder andere Hausgemeinschaft Eiche Rustikal im Wohnzimmer kultiviert oder Hanf hinten bei Rotlicht in der Speisekammer. Hauptsache: ordentlich!  Siehste, geben wir es doch zu. Das meine ich mit Chance vertan. Wenn Google schon unterwegs war in den Straßen und Gassen, warum haben sie denn da nicht gleich 2 Fliegen mit einer Klappe  geschlagen? Warum sind sie denn nicht gleich rein in die Häuser und Wohnungen und haben Aufnahmen von innen gemacht? Jetzt müssen sie noch einmal los in den nächsten Monaten und Jahren. Das nenne ich verschwendete Ressourcen und Missachtung von Synergieeffekten.

Mit besten Grüßen

Euer Josef Messi Fellstein

Schwalben

war nix!
war nix!

Die Sportseite


  Nr. 17/12

Donnerstag 09. August 2012

09.08.2012 Zwischenruf zum Thema Trikotwerbung SV Werder Bremen:

Ein Kommentar zu facebook-Eintragungen am 09.08.2012 

Ich weiß gar nicht, weshalb ihr euch so echauffiert - es wurde international auf Sporthemden und auch auf Sporthosen schon geworben, ohne dass auch nur eine Sau sich darüber aufgeregt hätte, für: Pattex (schnüffel es, und dein Gehirn ist beim dritten Mal kaputt), Jägermeister (der Beginn aller alkoholischen dröhnenden Trikotwerbungen), Coca-Cola (die Verzuckerung der Weltbevölkerung, besonders der Kinder), Sprehe (Tiefkühlhühner aus Massentierhaltung und gerade Bronzemedaille im Dressurmannschaftsreiten in London), usw.usw. Ich persönlich liebe Autowerbungen auf Sporttrikots. Schön diese 4 Ringe aus Ingolstadt, schön diese V's und W's aus Wolfsburg, schön diese Sterne auf den Trikots der Fussballnationalmannschaft - alles Zeichen für Nachhaltigkeit und Umweltschutz! Und auch Chemie werbung finde ich geil - immer wenn ich Bayer Leberkusen spielen sehe, dann muss ich an die massenhafte Vergiftung von tablettenabhängigen Menschen denken. Gut, ich fände auch besser, wenn für Juteprodukte, Tofu, Bio-Pariser, für die Weinhandlung in der Wachmannstraße, für die Natur-Kinder-Spielwiese des BUND beim Cafe Sand geworben würde, aber: der SV Werder ist ja nicht der FC Barcelona, der so tut, als würde er kostenlos für UNICEF werben, dabei aber hintenrum dick dafür von Willi Lemke - Sonderbeauftragter der UNO- kassiert. Uli Pelz, FENIX&UPUPA Nett-Wild-Zeitung, http://www.ulrich-pelz.de/ Bremen

 


Nr. 4/12

Samstag 25.Februar 2012 

2.HALBZEIT

Männer samstags am Mikrofon

TEXT WURDE ZENSIERT 

 

2/11

Sonntag 09. Januar 2011

WINTERSPORT IM FERNSEHEN

gehört von einem Norddeutschen Flachlandtiroler 

Armin Wnoucek berichtet zum ersten Mal 

Hundertstel an der Kälberlochpiste

Der neuerliche Angriff auf die Kälberlochpiste. 77 Hundertstel. Das ist zu packen. Da haben wir den Ersten, der ausscheidet. Jetzt Achtung. Da kann sie schön fertig fahren.

Er ist der Rockn-Roller vom Weltcup. Deshalb ist noch alles drin. Da oben muß man die Mischung finden. Was für 'ne Mischung? 33 Hundertstel. Oberkörper. Das ist der zweite Platz. Ob's für's Podium reicht? Also, jedesmal auf's Podium. Das ist doch ein Ding. Wenn das mal alles mit rechten Dingen zugeht. 

2,17 war die schnellste Zeit. Gut gelöst. 2 Zehntel verloren. Das ist überhaupt nicht lockerer. 55,00 gilt es zu knacken. Fährt hier höher raus. Wie höher raus? Immer Schneekontakte halten! Schauen sie sich den Oberkörper an: kaum Bewegung. 13 Hundertstel voraus. Idealspur. 7 Zehntel schneller.

Es gibt schon einige Stellen wo man aufpassen muß. Der Sport lebt von Emotionen. Eine geradezu skiverrückte Familie. Sie braucht nur nachfahren. Auf dem Weg zur Bestzeit. 19 Hundertstel voraus. Da konnte sie sich gerade noch retten. Sie ist da ja gestürzt. Gestern hat sie eine besondere Linie ausprobiert. Immer noch eine Innenbandverletzung.

Die Piste war so ernorm gezeichnet. Das is a schnelle obere Zeit. Jetzt hier die Einfahrt ohne Probleme. Der 3.Platz ist in Gefahr. 58 Hundertstel. Sie verliert dazu. 8 Zehntel. Wo endet der Weg. Sehr starke Linie. Sehr stark. Der undankbare 4.Platz. Gelungenes Wochenende. Sie geht mit dem Becken zum Hang. Da ist sie natürlich glücklich. Sie ist nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte. Die Piste ist schon leicht gezeichnet.

Ui, oh, schade. Sie kann die enge Linie auf dem Außenski durchfahren Ein bisserl zu spät draufgegangen. Sie wartet in Position drüber. Die Nächste bitte.Sie kommt dann als 25. Ich glaube sie dürfte relativ zufrieden sein. Er zittert mit. Ich konnte es leider nicht an Stellen so umsetzen.

Gestern war es noch ein wenig ärgerlicher. Das war gar nichts. Sollte ich 4. werden bin ich froh. Im Flachen bin ich besser. Wichtig ist, was am Ende steht. 100 Punkte. 80 Punkte. 50 Punkte. Wau. Die besten Fahrer haben schon einen schönen Vorsprung.

Also mit einem Sieg beim Ausscheiden übernimmt sie wieder die Führung. Wir schauen auf den Sessellift.Sie wollen damit nicht belastet sein. Und gerade weil es so spannend ist, beschäftigen wir uns damit. Ich bin auf Tuchfühlung. A ganze a freche Linie. Die Oberfläche des Schnees ist wie Schmierseife. Die Piste muß jetzt irgenwie noch durchhalten. Fährt durchs Tor durch schade schade. Er hat dem Sohn einiges mitgegeben. Torrero. Genau deine Altersklasse. In der linken Hand hat sie noch die Fahne. Sie kann den Sieg noch davon tragen. Die fernab von Förderungen hier fährt. 

Italienischer Anzug. 9 Hunderstel liegt sie vorn. Unglaublich schnell. Ja, muß sie. Unglaublich. Perfekte Fahrt. Sie entzaubert die Glanzleistung. 53 Hunderstel schneller. Das gibts ja gar nicht. Sie rutscht auf Platz 5. Hut ab. Sie kuckt verbittert. Die Kulisse auch heute wieder herausragend.101 Punkte Vorsprung. Sie hat ja vorher die Informationen erhalten. Startnummer 28. Sie hats vorgemacht. Vielleicht geschieht ja noch ein kleines Wunder. Mehr als eine halbe Sekunde liegt sie schon zurück. Das wird nix. Sie hat nur 98.Hunderstel Rückstand. Man muß einiges durchmachen, um hier hoch zu kommen. Sie behält Rang 5 mit 77 Hunderstel Vorsprung. Der Steilhang war wirklich sehr gut. Bestzeit.

Der Graubündener ist einer von ihnen, von den Eidgenossen. Die Meinungen über die junge Schweizerin gehen auseinander. Arrogant. Besser gesagt von der Halbinsel Kamschatka. Eine Sonderposition geht nicht. Es gibt Regeln und Pflichten. Man hat sich an einen Tisch gesetzt. Kurzer kleiner Fehler.Das reicht nicht. Sie wird 8. 33 Hunderstel zurück. Sie kämpft hier um die Linie. Die Olympiasiegerin im Riesenslalom. 84 Hundertstel Rückstand. Da ist sie ausgeschieden. Sie nutzt die Chance nicht sich in Szene zu setzen. Hier sehen wir den Pressechef. 22. Schade. Sie ist eine potentielle Gefahr. Mit 11 Hundertstel gut dabei. 41 Hundertstel. Sie ist zu weit nach rechts gefahren. Und kriegt auch sie so einen Impuls. Sie wird rausgeschmissen. Der 5.Platz bleibt bestehen. Sehr gut unterwegs. 58 Hundertstel. 1,23 der Rückstand jetzt. Ohne sichtbare Fehler. Sie verliert aber weiter dazu. Sie kann sich feiern lassen, die Leistung war in Ordnung. Dann kriegt er nur noch ein Go und er weiß, daß er raus muß. Es ist einfach nicht so rund gelaufen, dann bin ich unten auch noch so eng geworden. Der nächste Slowene. Man kommt kaum zum Stehen. I muß zwei Tage gut trainieren. Hier passiert gerade was. 47 Hundertstel. 1 Fehler raubt ihr dann den Sieg. Der letzte Anstieg. Wer zu spät kommt, den bestraft, wie immer, das Leben.So lange geht es nämlich hoch. Wichtig heute die Piste ausnutzen. Schauen Sie sich den Container mal an. Was die gelitten haben. Sie haben das eine oder andere Weihnachtsessen bereut. 55,34 - diese Marke müssen wir uns merken. Es geht gleich um Sekunden. Man muß das Ganze relativieren. Es kann richtig spannend werden. Sie ist auf dem besten Weg eine Legende zu werden. Auf einem Husarenritt nach vorne. Sie wurde nicht in der Welle mitgeschickt. Die kleine Norwegerin am Anstieg. Weniger später ist sie dran an Maria. 2 Minuten 17. Sie hat aufgeholt. Sie will etwas Unmögliches versuchen. Weil man sonst nicht mehr gleiten könnte. Die Frauen wollen nicht die gesamte Strecke der Männer laufen. Immer noch kämpft die Norwegerin. Es wäre eine riesige Tat. Auch für sie wäre das Podium das höchste der Gefühle.

Damen- oder Touristenschritt. Der eine machts aus Gründen der Show. Da sollte man sich nicht schämen. Die Frau aus dem Austertal. Es ist dennoch weich an einigen Stellen. Sie hatte traditionell ihre Schwierigkeiten am Schlussanstieg. Ich komme mit dieser Mentalität einfach nicht zurecht. Die müßten sich nur selber ein wenig puschen. Weil sie nicht gut klettern kann. Das sind sechs überragende Läuferinnen. Nur noch 35 Frauen sind ins Rennen gegangen. Sie war schon zweimal 9. Die junge Finnen ist gerade mal 20. Sie muß ihren zweiten Platz sichern. Sie hat das meiste hinter sich die 28jährige. Nur gut 50kg. Sie kommt gut die Berge hoch. Jetzt nur noch 4%. Damit ganz kurz vor dem Ziel. Sie kommt erst dort hinten an. Es ist nicht unbedingt das, was sich die kleine Schwedin vorgestellt hat. Das ist eine Gratwanderung hier. Man kann sich hier auch ganz schnell in den Keller bringen. Triumphlauf. Sie hat kleine Schwächen gezeigt. Da ist das Ziel. Sie ist eine, die ihrem Körper sehr sehr viel zumutet. Da kommt die Frau des Tages. Dafür gibt es Extrapunkte. Die Queen. Lady of the day. Die junge Norwegerin. Sie hat aus ihrem zierlichen Körper das Maximum herausgeholt. Ihre Fans sind rübergekommen. Longa Dritte. Das ist doch noch ein möglicher 11. Platz. Es wird nicht reichen. Danach kam sie erst richtig in Schwung. Sie hatte nicht das allerbeste Material. Jawoll, komm. Von unten anfahren. Die junge Lappin wird 8. Es geht um Position 10. Sprint um Platz 12. Sie war defacto deutlich weiter zurück. Nach Magen- und Darmproblemen hat sie sich berappelt. Dünnpfiff, oder was? Er ist ziemlich raus aus dem Rythmus.  Rang 12, ein gutes Ergebnis für die Deutsche.Vorläufig mit Bestzeit. Er hat gestern Geburtstag gehabt. Ein riesiges Talent. Vorsicht, das ist gerad mal gut gegangen. Deshalb kann er sich nicht an die Spitze setzen.

Ja, gut, das ist schon begründet vorher. Was hat die Siegerin zu sagen. Es ist schon schön die Beste zu sein. Der ist ein bischen zu lang für mich eigentlich, obwohl ich gut die Berge hoch komme. Ja, ich muß auch sagen, dass ich eher gedacht habe, dass sie wackelt. Sie wollte mit der Gruppe, die von hinten kommt, mit nach oben. Ist das der neue Typ von Frauen. Wir sagen immer Duracell zu ihr. Bei den Langläufern heißt sie Hoppelhäschen. Bedenkenswerte Entwicklung bei den Damen. Die Zwei sehen dann schon anders aus. Sie hat kräftige Schenkel, sie ist sehr lebhaft, das wird schon gehen.

Natürlich schauen wir uns auch die anderen Damen an. Da schaut man natürlich schon hin. Sie haben zwei dabei, sind die fit. Ja, denke ich schon. Die zwei wollen sich zusammentun. Danke Jochen. Ich bin pünktlich wieder hier, wenn die Männer zur Sache gehen. Der Kollege zeigt immer den vollen Körpereinsatz. 

 

Sonntag 19. Dezember 2010

SPORTFENIX AM SONNTAG

War was? 

Als Bremer Sportfreund könnte man zurzeit glatt zum Churchill werden. Immer die Zigarre im Anschlag, den Zylinder auf'n Kopp, schlecht englisch essen und immer einen Whisky in der Nähe - das wäre doch ein stressfreies Leben. Und bitte: keinen Sport, keine Sportübertragungen, kein Biathlon, kein Springen, kein Riesenslalom und kein Sky-Fernsehen am Samstagnachmittag. Wie könnte das Leben doch angenehm sein als Churchill. Hin und wieder ein paar Sprüche gegen die Franzosen loslassen, bei Gelegenheit ein paar Bomben auf Dresden abwerfen lassen, da die ja ohnehin keine Bundesligamannschaft haben, gemeinsam mit Stalin und Truman  Deutschland  in neue Sektoren einteilen. So käme zum Beispiel Bremen jetzt nicht wieder unter amerikanische Verwaltung, sondern direkt unter die englische. Ein Grund dafür könnte sein: damit sie in Bremen endlich wieder lernen vernünftig Fussball zu spielen. Aber bitte: no sports. Man mag doch gar nicht mehr in die Sonntags- geschweige denn in die Montagszeitung schauen. Nur noch Negativergebnisse und schlechte Meldungen von unseren Helden. Kein Kampfeswille mehr, kein Durchhaltevermögen, kein Vereinsstolz geschweige denn Nationalstolz mehr. Nur noch Flachpfeifen und Loser. Wie soll man das denn anders bezeichnen, wenn die Bremerhavener zum Beispiel ständig gegen die Oldenburger im Basketball verlieren? Oder wenn die Handballerinnen des SVW gegen die Dorfschönheiten aus Bad Schwartau mit 27:32 untergehen. Und schaut euch doch einmal Eishockey an: die Pinguine verlieren schon wieder gegen diese Klopper aus Hannover - nein das macht doch alles keinen Spaß mehr. Würden wenigstens der TSV Gut Heil Bassen und der TSV Ottersberg spielen, könnte man ja auf einige positive Nachrichten hoffen. Aber: Plätze unbespielbar! Haben die dort keine Vereinsmitglieder, die die Plätze freiwillig freischaufeln können? Es geht doch alles den Berg runter! Früher hätten wir morgens um 7 auf dem Platz gestanden und hätten den Schnee weggeräumt! Nur noch Frust! Was sollen wir denn anfangen mit dem 35.Platz im Super-G, oder mit dem 22. in der Damenabfahrt? Und unsere Springer! Eine einzige Kathasthrophe - der beste auf dem 16.Platz! Das muß man sich einmal vorstellen: 16.Platz. Wo ist Svennie? Wo ist der Dieter? Wo ist der Jens? Mein Gott, waren das herrliche Springerzeiten! Ski-Langlauf! Man glaubt es nicht! Denise Herrmann aus Oberwiesenthal, wo der Jens ja auch herkommt, nicht der 40.Platz, auch nicht der 41. oder der 42. - nein, der 43.Platz! Weltklasse!   Der Nachrichtenschnitt wird durch den 1.Platz von Magdalena und den 3. von Michael im Biathlon auch nicht viel besser. Dagegen stehen dann ja schon wieder die Negativergebnisse vom FC Oberneuland und von unserem ruhmreichen Sportverein Werder Bremen von 1899. Ja, 1899, so spielen sie zurzeit ja auch. Man mag ja nicht nicht mehr hinkucken! 

Nein, ich mache heute einen auf Churchill. Ich setz' mir 'nen Hut auf, ziehe meinen besten Frack an, schiebe mir 'ne dicke Havanne rein, nehme meinen besten Handstock und begebe mich nach Habenhausen zum Schauturnen des ATSV! 

 

 

Sonntag 12. Dezember 2010

F&U am Sonntag / Medienwelt

 

Friedrich Leonhard Ignatius Josef Maria Lamoral Balthasar Prinz von Thurn und Taxis, genannt Fritz von Thurn und Taxis (* 22. Juni 1950 in Linz), entstammt der böhmischen Linie des Fürstenhauses Thurn und Taxis und wurde als Sohn vonMaria Julia von Lobkowicz geboren. Seine journalistische Laufbahn begann er 1971 beim Bayerischen Rundfunk.Jetzt knödelt er bei Sky.

 

Fussballdeutsch bei Sky

Gestern um 15:30 Uhr im Fussball-Bezahl-Fernsehen

Live-Übertragung eines Bundesligaspiels irgendwo in Norddeutschland

 

 

AUSZÜGE AUS DEM ORIGINALKOMMENTAR ZU DEN LIVEBILDERN

Kommentator: ein gewisser Prinz Fritz aus Bayern 

Eckball Nr. 1, den wir zu notieren haben – klar, dass er sich viel vorgenommen hat, gebürtig aus Kiel – aber beide sind noch wirklich nicht so richtig im Spiel drin – nicht langsam, aber er hat lange gefehlt – die beiden haben sich in einem ernsten Gespräch auseinandergesetzt – eher gleiche Höhe würde ich sagen – wir wollen da nicht kleinlich sein – doch, stimmt schon – ich will nicht sagen es ist langweilig – Oh, von hinten – das sehen wir eher selten – eigentlich ein idealer Sechser – wir dürfen Michael Ballack nicht vergessen – er beißt auf die Zähne – fackelt nicht lange der Holländer – schwierige Aufgabe für den Tschechen – hinter ihm stand Fannistelreu – dass er da lange stehen bleibt, das hat ihm gar nicht gefallen – abseits – das war knapp – Abstoß – Bisschen eigensinnig der Peruaner -  beide gelben Karten waren berechtigt – ich war selbst Zeuge dieses Spiels – ja fast arrogant wirkend auf mich heute – hui, der war gut – Tor – er will das genießen hier – dann hat man gespürt, dass eine Mannschaft auf dem Platz steht – das schaut sehr unelegant aus – Gut – im letzten Moment – abseits – er irrt durch die Gegend – der Niederländer bleibt eine Gefahr – Handspiel – klares Foul – jetzt muss der Schiedsrichter für klare Verhältnisse sorgen -  Jahrgang 81 – er hat nur 7 Spiele verloren – kopflos – aus, Ball war draußen – die Jungen lassen sich von den Älteren auch was sagen – da darfst du nicht zurückschrecken – den muss man einfach herausheben – etwas orientierungslos – da schaut er bisschen komisch aus der Wäsche – 5 Minuten noch bis zum Wechsel – Abstoß – so, die Oldies plagen sich auf dem Platz und die Jungen auf der Bank schauen aus der Wäsche – jetzt, hui, war das eine Chance – dann wäre der Ball vielleicht ins Tor gerauscht – ja, wenn – korrekt – also, es ist noch nicht alles verloren – Freist0ß – ein Spezialist für solche Bälle – der Blick zur Uhr – es wird noch ein bisschen gerempelt und geschubst – ich glaube, dass der Dampf jetzt draußen ist – die Spieler gehen in die Wärme – wie fällt ihr Fazit aus – wir waren bemüht, wir sind bemüht – da müssen wir uns jetzt wieder rausziehen – man merkt auf dem Spielfeld: die Jungs wollen – der kann’s mit Sicherheit besser man sieht was Daraus entsteht – ja, gut, er muss ein Stück weit reinrücken –auf geht’s – er kann mit links schießen – kein Foul – jetzt ist der Ball im Tor – 2 Minuten 11 Sekunden – die Fans sind glücklich – Eigentor – Au, welch ein Pech – da sollte man ihm keinen Vorwurf machen – drei Hamburger um ihn rum – Ball war draußen – jetzt hats zu regnen angefangen – es ist sogar Schnee mit dabei – dieser Ball war schlecht – spielt er durch heute – mal eine Stunde, die Nase ist noch dran – aber die Zähne wackeln vermutlich – auf den Zahnarzt kommt es an  – mal bleibt er ganz draußen – schön gemacht – wie viel packt er noch drauf – Verhandlungsfrage – o ja, die Zwei mögen sich nicht wirklich – was wird da als alte Rechnungen beglichen – herrlich, wie er das gelöst hat – ja, Eckball –2 : 1 – er hats wieder korrigiert – es ist zum Wahnsinnigwerden – er war im Abseits – es ist zum Lachen, wenn es nicht so traurig wär – er braucht unbedingt die Punkte hier - um besinnlich Weihnachten feiern zu können - er wird reagieren – er wird den schnellen Niederländer bringen – Tor – fantastisches Tor – 3:1 – ein doller Ball – das kann nur ein Brasilianer – sensationelles Tor – ob er Lust hat, wird sich noch zeigen – ohne dass man verstehen kann was sie sich zuraunen – auf der anderen Seite ist schon Weihnachten – selbst durch Kampf und Einsatz – so richtig kann man im Moment nicht dran glauben – mit Trainer, ohne Co-Trainer, mit Co-Trainer – es ist nicht gelungen – dabei können sie doch Fußballspielen – wir haben die Schnauze voll – irgendwie kann ich es nachvollziehen – 20 Minuten – es war ein Albtraum der schlimmsten Art – er hat schon eine Verwarnung auf dem Puckel – es ist kein Team – er versucht nochmal nachzulegen – ja – dass der so in einen Zweikampf reingehen kann, erstaunlich – der Kapitän der Nationalmannschaft von Venezuela – der 18jährige Asiate – Spiel geht weiter – in so einer Situation gelingt fast alles – deshalb müssen wir unseren Regisseur bitten – der Ball sollte eigentlich in die Mitte kommen – 4:1 – es reicht – Tor – der Ball war drin – eindeutig – 2:4 – nicht zu halten – der Ball war drin – das gefällt einem Trainer nicht – Routine pur – hats lange nicht gegeben 6 Tore – jetzt ist er fällig, mein Gott Junge – mein lieber Mann – das war eigentlich Gelb/rot – das liegt aber nicht an ihm – ratlos Fannistelreu – quäl dich – neben dem Spielball noch ein blauer Ballon auf dem Spielfeld – er holt alle vom Spielfeld – 4 Minuten noch – das ist schlechtere Lösung für Fannistelreu – eigentlich dürfte er gar nicht mehr auf dem Platz sein der Tscheche – noch einmal dieser schöne Ball, herrlich – er bleibt ungeschlagen - + 2 Minuten – die Diskussionen werden sich fortsetzen – die Mittel begrenzt – das wird das große Problem sein – die letzten Momente – zum Abschluss noch einmal Gelb – das Spiel ist aus – und das ist die Reaktion in der Arena – bittere Enttäuschung – das hat man sich vollkommen anders vorgestellt – wir sind gespannt auf die Aussagen – das tut weh – ja, jetzt ist Emotion nach dem Spiel – die Mannschaft wirkte gehemmt – ich stehe und es ist schwierig – danke sehr, viel Glück dabei – schwer, überhaupt etwas zu sagen – es kommt auch noch Pech hinzu – kennen sie den Zauberlehrling?

 

DER FLUCH DES BETZENBERGERS

 

Die Redaktion von F&U hatte ursprünglich geplant, auch den Kommentar des im Bild abgebildeten Herren zum Spiel Borussia - Werder wiederzugeben. Die Redaktion hat sich allerdings entschlossen, darauf zu verzichten, weil wir grundsätzlich keine hämischen, vorurteilsbelasteten, bayernmünchenabhängigen, nurspitzenreiterlobenden, denwettbewerbernieder-machenden und vonfussballkeineahnunghabenden Sportkommentare veröffentlichen. Es war gestern so schlimm, dass wir uns entschlossen haben, die weitere Zusammenarbeit mit dem Kommentator einzustellen. Den Herren von Werder empfehlen wir noch einmal, diesem Herren nicht nur Stadionverbot zu erteilen, sondern auch die im Außenbereich des Stadions stehenden Bratwurstbuden anzuweisen, dem Herrn seine Ebenbilder nicht mehr auszuhändigen. Dem Innensenator von Werder empfehlen wir, dem Hassprediger den Zutritt in die Stadt zu verweigern. Diesem Betzenberger! Im übrigen ist sich die Redaktion 100% sicher, dass das Spiel mit einem anderen Kommentator einen anderen Verlauf genommen hätte - und wenn es der Prinz von Bayern gewesen wäre. Mit diesem Kommentator hier kann Werder kein Spiel gewinnen! Es ist wie verflucht. 

 

 

 

Stadionsicherheitshemd         Stadionwurst                Stadionkissen

Sonntag 14. November 2010

F&U am Sonntag

IM STADION

Josef Fellstein war nach langer Abwesenheit einmal wieder im Stadion, obwohl er von Fußball keine Ahnung hat 

 

Nach langer Zeit der Skyverblödung und der Skyvereinsamung wollte ich einmal wieder live ins Stadion hineinschauen. Dieser Marcel Reif geht einem doch langsam auf die Nerven; besonders dann, wenn er über unsere Heimatmannschaft herzieht. Also, nix wie los gestern Nachmittag gegen 14 Uhr, eine Karte hatte ich mir einige Tage vorher schon besorgt, kurz nach dem Desaster in Stuttgart. Zuerst mit dem normalen Linienbus - nicht mit dem Stadionbus, das hält man ja gar nicht aus - bis Mitte, von dort sollte es dann für mich zu Fuß weitergehen bis Stadion. 

Aber was heißt hier normaler Linienbus? Zwei ältere Herren in meinem Alter hinter mir lamentieren lauthals und ungeniert über die so genannte Mannschaftskrise, so als seien sie eingeladen worden, Vorträge für die gesamte Busladung zu halten. Der Trainer muß weg! Der Manager schon längst! Was der uns für Idioten eingekauft hat! Der Vorstand sollte mal ordentlich auf'n Tisch kloppen! Dieser Österreicher, zurück mit ihm in die Berge! Und erst dieser alte Franzecke auf links, Silvester, oder wie der heißt, der kann doch außer Baguettfressen überhaupt nichts! Und hinten überhaupt, den Langen würde ich der Nationalmannschaft an Jogi's Stelle nicht mehr aufstellen, der ist doch brandgefährlich!  Und vorne! Tote Hose! Kuck' dir mal Dortmund an, was die spielen! Undsoweiterund soweiter!Hinten im Bus rüpelten dosenbiertrinkend mit Vereinsschals bestückte andere jüngere Einheimische herum, den Wortlaut der Rüpeleien hier wiederzugeben verbietet das Redaktionsstatut. Ich dachte immer, Alkohol trinken im Linienbus sei verboten? Ich glaube, dass der Busfahrer genau so froh war wie ich, als wir Mitte erreichten und alle Fans, ob mit oder ohne Schal, umsteigen mussten. 

Von Mitte nun, während sich in den Straßenbahnen die biertrinkenden Rüpel und die schlaumeierischen Altfussballexperten zerquetschen,  zu Fuß bis Stadion. Schön in Ruhe unterwegs noch 'ne schöne Tasse Bohnenkaffee trinken. Aber was heißt hier in Ruhe? Die Pöbeleien und die Rüpeleien sind ja außerhalb der Busse und der Straßenbahnen noch viel extremer. Immer in Kleingruppen von 2 bis 20 Mann ziehen einheimische und auswärtige so genannte Fans lokal- und vereinspatriotische Urlaute von sich gebend  durch die Stadt. Zur  Ausstattung der Umzugsteilnehmer gehört wie selbstverständlich links und rechts jeweils 'ne Buddel oder 'ne Dose Bier. 

Alle Geschäfte entlang des Weges, inzwischen auch die so genannten seriösen, sind auf diesen Konsum eingestellt und bieten außerhalb ihrer Geschäfte trinkbares Alkoholisches an. Kein Wunder! Verständlicher ökonomischer Vorgang! Weil es im Stadion selbst ja keine kostengünstigen Flaschen und Dosen gibt, sondern nur dieses teure schlechtgezapfte Pappbecherbier, versorgt sich der kostenbewußte Bierkonsument vor dem Spiel mit den günstigen Artikeln außerhalb des Stadions. Weil er es aber ja nicht mit hinein nehmen darf, hamstert er und schüttet sich so viel von dem Bier und Schnaps in den Körper hinein, wie hinein passt! Und zwar öffentlich, draußen sichtbar für jedermann! Einige lassen dann ebenso öffentlich und draußen, ebenfalls sichtbar für jedermann, auch wieder ab! Das Leergut wird an der Stelle fallen gelassen, an der der letzte Tropfen herausgesaugt wurde. Nutznießer sind, und das ist ein weiterer positiver sozialökonomischer Aspekt der öffentlichen Sauferei und Pisserei, die Heerrscharen von Flaschenpfandsammlern, die das Gebiet zwischen Mitte und Stadion in Claims aufgeteilt haben. Meine Tasse Kaffee habe ich trotz aller Unsitten auf dem Weg ins Stadion in einem schicken neuen Bäckereigeschäft mit Sitzgelegenheiten, kurz hinter der großen, berüchtigten Drogenkreuzung, in Ruhe trinken können, da hier kein Alkoholausschank! Die illegalen Drogenhändler drüben auf der anderen Seite waren gerade von der Polizei weggeräumt! Wohl damit die legalen Alkoholmissbraucher gut und ohne Gefährdung durchkommen bis Stadion!  

Am Stadion angekommen. Vorher noch durchgewühlt durch die Hundertschaften von Biertrinkern an den Außenständen der Gastronomie rings um das Stadion kurz vor der Unterführung. Hier stehen die wahren Fußballphilosophen, die Vordenker des tödlichen Passes aus der Tiefe, die Theoretiker der üblen Fouls und der lächerlichen Schwalben. Die Co-Referenten der zu weichen Trainingseinheiten und die jederzeit einsatzbereiten Ersatzspieler, die vom Einfliegen ins Stadion mit dem Hubschrauber in der 75 min träumen, um dann noch die Spiele herum zu reißen. 

Jetzt also rein ins Stadion. Sitzplatz. Ich freue mich aufs Spiel, zumal ich siegessicher bin. Vorher allerdings noch: Security!  Ein junger Mann in roter Jacke, total kurz geschnittenes Haar, Goldkette, goldene Ohrringe, dicke Dinger an den Fingern, fordert mich auf, die Arme zu heben und die Beine auseinander zu spreizen. Dieser junge Mann also, von dem ich annehme, dass er für die Ausübung eines Lehrberufes wohl nicht geeignet sein würde, hatte nun die Aufgabe, mich nach gefährlichen Dingen, die ich regelmäßig bei meinen seltenen Stadionbesuchen am Körper trage, zu filzen. Und er tat es mit großer Leidenschaft von hinten und von vorne. Jedesmal wenn er auf einen Gegenstand in meiner Kleidung traf, wurde er zeremoniell. Mein neues flaches Handy mit Farbdisplay ließ er herausholen aus der Jackentasche und sich genauestens erklären. Ob ich damit Laserstrahlen aussenden könne, um die gegenerischen Spieler oder den Schiedsrichter zu irritieren? Nein! Gut, geht durch!Dann stößt er in der inneren Brusttasche auf ein gefaltetes Din-A-4-Blatt. Das war da noch drin von meiner letzten Leverkusen-Köln-Reise. Wurde mir zwischen Ausgang Kölner Hauptbahnhof und Kölner Dom in die Hand gedrückt. Ein politisches Flugblatt gegen die Deutsche Bahn wegen Stuttgart 21 und wegen der Mitschuld der DB / frühere Reichsbahn an den Deportationen im Nazi-Reich. Was das sei, so der Security-Mann? Ich sagte: Seh'n Sie doch, steht doch drauf! Ob das gegen Islam sei? Ob ich es verteilen wolle im Stadion? Das ist verboten, so der Sicherheitsmann! Gut, hier haben sie es, ich brauche es nicht mehr, sie können es haben! Er nimmt es und zerknüllt es und wirft es zerknüllt auf den Stadionbeton. Dann ertastet er das Portemonnaie in meiner Hose hinten. Jetzt duzt er mich. Hol' mal raus! Ich sage: Portemonnaie. Er: was hast du darin versteckt, ist so dick? Jetzt versuche ich locker und witzig zu sein und antworte ihm: Rakete, Nebelkerzen, Bananen, Molotowcocktail? Er: Molotowcocktail kenn' ich nich', ich trinke nur Kai Pirinja! Ich: Kai was? Er: Egal, mach' mal auf. Und du glaubst es nicht: er nimmt tatsächlich mein Portemonnaie in die Hand und sucht darin den Molotowcocktail und die Bananen.  Nix gefunden, gut, durch, schönen Tag noch und schönes Spiel...! 

Nun aber fix hin zu Block 7 Reihe 1 Platz 31, es ist schon 5 vor halb. Vorher noch eben schnell Kaffee wegbringen. Hätte ich nur keinen getrunken. Ich begebe mich in die Hölle, ich will ja nicht während des Spiels mich durch die Reihe zwängen müssen. Die Hölle, das ist der Männeraustritt im Stadion. Hunderte von Kaffee- und vor allem: Biertrinkern, drängeln sich in viel zu kleinen Pissoires. In Dreierreihen stehen sie vor den Becken und drücken die, die dran sind, von hinten fast in die Urinale. Einige haben dabei den nächsten Bierbecher in der Schnauze festgesaugt. Andere, die ganz Harten, haben sogar den Bierbecher in der Schnauze und darüber hinaus in der rechten oder linken Hand, je nachdem mit welcher Hand sie den Eingriff gestalten wollen, die Bratwurst, oder wie sie hier heißt: die Stadionwurst, mit dick Senf drauf. So stehst du in der Hölle zwischen biertrinkenden, bratwursthochhaltenden und derbe Männersprüche bezüglich der hier freizulegenden männlichen Genitalien klopfenden Fußballexperten in der Pisshölle und denkst völlig antiatheistisch: Lieber Gott, mach' bitte, dass ich hier heil wieder herauskomme. Und er hat meine Gedanken gelesen, auch wenn ich leicht bier- und senfbekleckert meine Kleider in Ordnung bringen mußte. 

Endlich. Zum trockenen und sicheren Sitzplatz. Die Mannschaften mit den Kindern an den Händen laufen gerade ein. Platz 31. Hm, hm. Wie komme ich da jetzt durch. Der Beinabstand zwischen Sitz und Oberrangbegrenzung ist knapp. Peinlich, alle Plätze bis 31 bereits besetzt. Viele davon wieder mit biertrinkenden und bratwurstessenden Fußballfreunden. Ich hatte meine Kleidung doch gerade geordnet. Da mußt du durch. Tschuldigung, darf ich mal..., tut mir leid, danke, dürfte ich mal kurz durch. Einige nehmen mich gar nicht wahr und lassen mich stundenlang stehen. Andere maulen und pöbeln: immer die Gleichen, spät aber kommt, du hast wohl den falschen Block, setzt dich hin, ich kann nix sehen, Spießrutenlaufen. Dann angekommen bei 31. Zwei kräftige, breitschultrige Fußballexperten links und rechts. Mein Sitzkissen mit den Vereinsfarben, von zu Hause mitgebracht, auf 31 ausgebreitet und hingesetzt, zumindest versucht hinzusetzen. Die breiten Schultern links und rechts verharren in ihrer eingenommenen Stellung, so dass mir nur auf halber Backe auf dem vorderen Teil des Sitzes eine halbe Sitzmöglichkeit bleibt. Meine vorsichtige Frage, ob usw. wurde sofort abgeblockt mit dem Text: Wer zuerst kommt, malt zuerst...! Na toll! 

Das Spiel übrigens: 0:0.

Vorkommnisse: Im Gästeblock wurde eine Rakete gezündet, eine Nebelkerze in Rot geworfen, eine Molotowcocktail auf den heimischen Torwart geschmissen. Bei Ecken wurde unser leichtfüssiger, wunderbarer brasilianischer Mittelfeldspieler von den auswärtigen Affen mit Bananen tracktiert. Sonst war nix.  

Josef Fellstein

(kuckt wohl demnächst wieder Sky)

 

 

 

 

Bank, viel Platz
Bank, viel Platz

Dienstag 09. November 2010

WERDER IN DER KRISE

Nachdenken über Thomas und Klaus 

Selbstverständlich muss in so einer „betrieblichen Situation“ auch darüber nachgedacht werden dürfen, ob möglicherweise Ursachen für die negative „betriebliche Entwicklung“ bei der Führung der Mannschaft zu suchen sind. Wenn sich allerdings bewahrheiten sollte – was ich vermute -, dass ein Teil der Mannschaft intellektuell überhaupt nicht in der Lage ist, die betrieblichen, kollektiven Abläufe, die auch im Fußball für ein erfolgreiches, positives  und fachlich qualifiziertes betriebliches Handeln notwendig sind, zu begreifen, geschweige denn zu respektieren, dann kann die Führung sich noch so krummlegen – dann hast du bald Verhältnisse, wie in weiten Bereichen der Jugendhilfe und in der Sozialarbeit, wo jeder vor sich hin wurschtelt, wie es ihm gefällt. Was dabei herauskommt, sehen wir ja! Wenn so eine Wurschtelei auf dem Fußballplatz stattfindet, und wenn jeder der Akteure nur Gutes tun will – und zwar nicht für die Mannschaft und für die hilfebedürftigen Zuschauer -, sondern nur für sich selbst in Form von sinnlosen Dribbeleien, in Form von makabren Fernschüssen aus unmöglichem Winkel und in Form von öffentlichen, narzisstischen Vorführungen von misslungenen „Peikerungen“ (Knastjargon für Tätowierungen), dann kannst du als Führung nur noch selbst ins Gras beißen oder aber den halben Kader auswechseln, was ja wohl aus vertraglichen Gründen nicht geht. Ich würde die Selbstdarsteller auf die Bank setzen und lange nachdenken lassen, gegebenenfalls würde ich sie für 4 Wochen in den Sozialen Trainingskurs zur Jus (Jugendhelfer unter sich gGmbH) schicken. Dort können sie dann lernen, wie man sich gegenüber dem Geschäftsführer zu verhalten hat, besonders öffentlich auf dem Platz. Hier können sie lernen, dass man sich in Gruppen kooperativ und teamorientiert zu verhalten hat, und dass man nicht ständig auf den Platz rotzt! Notfalls, wenn alles nicht mehr hilft, dann kommen sie auf den pädagogischen „Heißen Stuhl“, damit sie endlich einmal einsehen, was sie für negative Typen sind, und dass es auch anders geht! Fußballerisch kann es für die Führung von Werder jetzt nur darum gehen, den Schaden durch veränderte Konzeptionen, Aufstellungen und Spielstrategien zu begrenzen. Notfalls auch mal hinten dicht machen: Kattenatschio! Achterkette!  Personalführungsmässig: Endlich einmal Autorität und Führungsstärke zeigen!

Den jetzt nach so langer Zeit fälligen Wechsel empfehle ich erst für das Saisonende. In der betrieblichen Praxis nennt man das: Veränderungsmanagement. Das ist die beste Gegenwehr gegen die Gefahren des Beamtenfußballs und der verbeamteten Jugendhilfe. 

Ulrich Pelz 

 

 

 

Tag der Pokalentscheidung in Berlin 15. Mai 2010


Fellstein's Pokalgedanken

5 Stunden vor Anfiff

Bayern gegen Werder, Werder gegen Bayern - zum Hundertsten. Heute Abend wieder. Endspiel um den Deutschen Fussballpokal in Berlin. Ja, und?

Tag der Pokalentscheidung in Berlin 15. Mai 2010

Fellstein's Pokalgedanken

5 Stunden vor Anfiff

Bayern gegen Werder, Werder gegen Bayern - zum Hundertsten. Heute Abend wieder. Endspiel um den Deutschen Fussballpokal in Berlin. Ja, und? 

Worum geht es denn schon heute? Nach Spielende bekommt die Siegermannschaft so eine Art Goldenen Blumenkübel oder Sektkühler überreicht, der dann spontan entweder mit Haake-Beck oder mit Paulaner gefüllt wird, das dann wiederum in einer unschönen Verfolgungsjagd über den gesamten Platz dem siegreichen Trainer von den siegreichen Spielern und Ersatzspielern über den Kopf gegossen wird. Der Trainer steht danach wie ein begossener Pudel vor den Mikrofonen der Fernsehteams und erklärt, wie er sich so in diesem nassen Zustand fühlt. Während des Interviews kommt dann noch so ein siegreicher Spieler mit einem Eimer Bier angerannt, den er heimtückisch von hinten dem Trainer ebenfalls über den guten Anzug schüttet. Der Fernsehmann bekommt meistens auch was ab. Und dann freuen sich der Trainer und der Fernsehmann tierisch über soviel Blödsinn. Und der Trainer sagt dann noch, dass das der schönste Tag der gesamten Saison sei, und dass die Spieler den Pott absolut verdient hätten, und wie stolz er doch auf die Mannschaft sei, die in den schweren Vorrundenspielen gegen 2. und 3.klassige Vereine sich das Endspiel schwer erkämpft haben. Und hinten sieht man, wie Marcel Reif vom Privatsender mit Franz Beckenbauer die Spieldialyse vornimmt und keine Gelegenheit auslässt die Bayern, egal, ob sie gewonnen oder verloren haben, in den Himmel zu loben und Werder nur eine mittelmäßige Leistung zu bescheinigen, auch wenn diese möglicherweise 4 zu 2 nach Verlängerung gewonnen haben.  Gut, der Gewinn des Pottes berechtigt zur Teilnahme am europäischen Wettbewerb, aber großer fussballerischer Wert ist meistens doch nicht zu erwarten. Die Saison war lang und die Jungs zeigen doch nur noch Einsatz, weil sie hinterher, wenn sie gewonnen haben, endlich mal so richtig die Sau rauslassen können. Wenn's ganz extrem kommt, dann baden die sogar in Bier in der Entspannungswanne. Und das Fernsehen zeigt das auch noch. Ne, Kinners, muss man das wirklich haben? Es ist ja noch Zeit bis heute Abend, vielleicht verzichte ich diesmal auf das Fernsehkucken und schalte mir stattdessen bei einem gepflegten Gläschen Badischen Spätburger trocken Auslese  gepflegte Musik auf NDR Classic ein. Auf gar keinen Fall gehe ich zum Domshof. Ich hab' ehrlich gesagt wenig Lust, dort auf die Typen zu treffen, die gerade jüngst am Vatertag bei Dammsiel von der Polizei wegen agressiven, gewalttätigen Verhaltens unter Alkoholeinfluss verhaftet wurden. Die sind doch bestimmt wieder auf freiem Fuß und haben jetzt auf dem Domshof beim Public Viewing und später beim Einmarsch der Mannschaft auf dem Rathausbalkon wieder die besten Gelegenheiten sich ihren Bierexzessen hinzugeben nach dem Motto: was die Spieler können, das können wir schon längst!

 

 

 

Dienstag, 27.April 2010


Werder will den 3. Platz

Fotostrecke vom Training am 27.04.10

Kindergarten-Zaungast: "Schalke hau'n wir weg"

 

Gelsenkirchen muss sich warm anziehen am kommenden Samstag. Alle Werderspieler sprühen nur so vor Trainingseifer, alle wollen wohl zum Schluss der Saison bei den drei wichtigen letzten Spielen gegen Schalke, HSV und Bayern noch einmal alles geben. In einer 15minütigen Ansprache in der Mitte des Trainingsplatzes, von der die außenstehenden Zaungäste wohl keine Silbe mitbekommen haben, hat Thomas Schaaf die Spieler positiv an die eigenen Stärken erinnert und sie aufgefordert, das harmlose Spiel gegen Köln aus den Köpfen zu verdrängen. Wörtlich sagte er: „ Vergesst Podolski, wie er da so alleine vor Timmi stand, und wie er den Ball mit Rechts meilenweit danebenhaute – konzentriert Euch ab heute nur noch auf Eins: auf Samstag 15:30 Uhr Schalke. Auswärtssieg in Schalke, und dann kommt alles von alleine. Über den HSV müssen wir ja wohl gar nicht reden. Und dann Bayern in Berlin“. Besser hätte es wohl keiner der Umstehenden und Zuschauenden auch nicht sagen können. Wie sagte doch der kleine Pöks mit dem 22er-Trikot von Frings: Schalke hau'n wir weg.

 

  29. März 2010

TSV Gut Heil Bassen verliert in Rotenburg II

Das war gar nichts

 

Das war gar nichts, was der TSV am Sonntag beim Rotenburger SV II ablieferte. Nach einer außérordentlich schwachen Auswärtsleistung unserer Bassener hieß es am Schluß 2:1 für die Rotenburger. Das Spiel haben unsere Grün-Roten in der ersten Halbzeit verloren, da lief fast nichts zusammen. Dank einiger Klasseparaden  von Christian Rathjen konnte ein früher Rückstand verhindert werden. Dann dieser ungerechte Elfer in der zweiten Halbzeit. Aziaziz Arvonotoglu vom RSV fiel einfach um - weit und breit kein Bassener in seiner Nähe zu sehen. Das war nix, so der Trainer, der aber auch nicht verhindern konnte, dass Arvonotoglu den Elfer eiskalt selbst verwandelte. Hier einmal wieder ein Beispiel dafür, wie ungerecht Fußball sein kann. Angebliche Opfer werden hier zu Tätern, wenn sie selbst auch noch verwandeln!

Was Schiedsrichter manchmal so sehen, bleibt ein Wunder! So nutzte der Ausgleich unserer Rot-Grünen in der 63. Minute auch nicht mehr viel, denn kurz vor Schluß knallte Köhler vom RSV  einen grandiosen Fernschuss unhaltbar für Rathjen  zum 2:1 ins lange Eck. Nützt ja nix, nächsten Sonntag geht es weiter, dann können unsere Bassener ihre bisher so erfolgreiche Serie von 5 Siegen nacheinander wieder aufnehmen und erneut zuschlagen. Der Aufstieg ist allerdings in weite Ferne gerückt!

 

 

 

Bratwurstprovinz

Werder II : VfL Osnabrück 0:1

(16.März 2010)

Hunger
Hunger

 

Werder II gegen den VfL Osnabrück, 3. Liga, abends um 19:00 Platz 11.

Tausende Osnabrücker Anhänger, zum Teil mit Kleinkindern, reisen an, um ihre Mannschaft zu unterstützen. Auch ein Woltmerhausener hat sich auf Platz 11 verirrt. Vor dem Spiel schnell noch etwas essen, weil es dafür zu Hause keine Gelegenheit mehr gab. Der große SV Werder wird ja wohl für eine ausreichende Versorgung gesorgt haben, besonders für die von auswärts Angereisten. Denkste! 1 Wurstmonopolist soll die hungrige Menge versorgen: 1 klappriger Wurstwagen im Stehbereich Heim, 1 dreckiger Wurstwagen im Sitzbereich Heim und 1 abgenutzter Wurstwagen im Bereich Gäste. Berichten wir vom dreckigen Wurstwagen im Sitzbereich Heim. Eine lange Schlange von hungrigen Osnabrückern mit ihren Kleinkindern möchte essen, es ist angeboten: Bratwurst, Currywurst, Pommes Frites, Bier, Kaffee. Die Schlange wird immer länger, weil es im Wurstausgabebereich nichts gibt, und das eine viertel Stunde vor Anfiff. Der gasbetriebene Wurstgrill funktioniert nicht und es gibt keine Wurst. Die bemühte und immer hektischer werdende Grillmeisterin bekommt das Gas und das Feuer unter der Wurst nicht in Gang. Keine Hitze. Sie gibt, um die Situation zu überspielen, halbgare, unvollständig gegrillte Wurst heraus. Einige, wie der Woltmershausener, nehmen das unfertige Produkt klaglos hin nach dem Motto: der Hunger treibt es rein! Andere, besonders die mit den Kindern, werden immer nervöser, weil es nichts zu futtern gibt. Eine Kathastrophe! Beschämend! Einige Provinzler äußern ihren Unmut lauthals: Europacup spielen aber keine ordentliche Wurst liefern können! Das klappt ja beim BV Cloppenburg besser! oder: nicht wir sind die Provinz, ihr seid das mit eurem Wurstwagen hier. Wie recht er doch hat. Hier am Wurstwagen hat Werder das Spiel bereits verloren, nicht später auf dem Platz. Da waren die Osnabrücker sowieso besser. Und in ihrem Stadion an der Bremer Brücke werden sie mit der Wurstversorgung sicherlich auch besser sein. Echt peinlich für Bremen! Echt peinlich für Werder! Unser ruhmreicher SVW sollte  hier schnell nachbessern. Und nicht nur da, sonst ist wohl bald Schluß mit 3.Liga.

Der Wurstwagen war 9.Liga, die Toiletten auf Platz 11 sind echt 11.Liga, der Ansager - man will ja einem verdienten älteren Werder-Vereinsmitglied nicht weh tun, aber es muß gesagt werden - 13.Liga, unter Kreisklasse II. Aber, wie auch immer, ich werde wohl wieder hin gehen - die Manschaft Werder II  ist Klasse, auf jeden Fall besser als die Bratwurst!

 

 

Canada - USA 3:2

 

 

Mir wird in den nächsten Tagen wieder alles so leer vorkommen. Das gleiche Gefühl wieder wie immer nach großen Sportereignissen, die rund um die Uhr im Fernsehen übertragen werden, und die dann nach zwei, drei - ja manchmal sogar erst nach vier Wochen plötzlich und unverhofft zu Ende sind. Was soll ich anfangen mit der leeren Zeit? Kein Biathlon Verfolgung der Frauen mehr, kein Kombinationsslalom der Frauen 2. Lauf, kein Springen von der Großschanze Qualifikation,  kein Curling, kein Eistanzen, kein Teamlaufen Eisschnelllauf 6 Runden, keine 50 km mehr, keine 5 Zusatzrunden. Und dann ist zu allem Überfluss pünktlich mit Ende der Winter-Olympiade in Canada hier bei uns der Schnee auch noch verschwunden. Kein Wintergefühl mehr, kein Dauerfernsehen - wann kommt denn nun endlich Südafrika? Was mir am besten gefallen hat an den Spielen in Canada: die Fairness und die Sportlichkeit unter den Athleten und Atlethinnen. Beeindruckend gestern Abend noch das Endspiel im Eishockey, das Canada gegen die USA im vierten Drittel nach sudden death mit 3:2 gewonnen hat. Eishockey der ganz anderen Art: Schnell, hart, hin und her,große technische Klasse, hoher Körpereinsatz, trotzdem kaum Massenschlägereien auf dem Eis und kaum Zeitstrafen. Hier kann sich das europäische Eishockey mal eine Scheibe abschneiden. Ich habe schon Eishockeyspiele gesehen in Deutschland, da waren kaum noch Spieler auf dem Eis  - die saßen alle auf der Strafbank. Oder war da gerade Pause? Ich weiß es nicht mehr so genau. Na ja, Gott sei Dank gibt es wieder Fußball. Alle spielen wieder, außer Werder II, meiner Lieblingsmannschaft in der 3.Liga. Die haben demnächst, wenn auch Platz 11 wieder aufgetaut ist, reichlich Nachholspiele - da geh' ich hin und habe Olympiaersatz.